Reform kommt von innen – und wirkt nach außen
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Viel ist in diesen Tagen von nötigen Reformen die Rede, besonders vor dem Hintergrund der laufenden Weltsynode. Die katholische Kirche gedenkt am 15. Oktober einer Heiligen, die sich mit dem Thema gut auskennt: Teresa von Ávila (1515–1582). Was lässt sich von ihr für heute lernen?
Trotz eines frauenfeindlichen Klimas (der päpstliche Nuntius nennt sie ein "unruhiges, herumvagabundierendes, ungehorsames und verstocktes Weibsbild") schreibt sie mehrere Bücher, verfasst ungefähr 15.000 Briefe und gründet zahlreiche Klöster. Ihr Geheimrezept ist ihre "Freundschaft mit Gott" und deren Motor, das Innere Gebet. Für sie ist das keine besonders hohe Stufe, die man erst erreichen muss. Sondern es ist ein Beten, das wirklich damit rechnet, Gott zu begegnen. "Beten ist Verweilen bei Jesus wie bei einem Freund, mit dem wir oft gern allein zusammenkommen, um bei ihm zu sein, weil wir sicher sind, dass er uns liebt", heißt es bei der spanischen Ordensfrau. Aus dieser unmittelbaren Beziehung schöpft sie Trost, aber auch Motivation, nicht aufzugeben.
Wer bei "Gebet" an Rückzug aus der Welt denkt, ist bei Teresa an der falschen Adresse. Unmissverständlich macht sie deutlich, wie man erkennt, dass jemand auf dem geistlichen Weg Fortschritte macht. Besondere mystische Erlebnisse? Fehlanzeige. Da man nie wissen könne, wie sehr jemand Gott liebt, sei das sicherste Zeichen dafür die gelebte Nächstenliebe.
Neben der Betonung der persönlichen Christusbeziehung und der Zuwendung zum Nächsten zeichnet Teresa ein Drittes aus: Sie handelt klug und nutzt den Raum, der ihr zur Verfügung steht. In der Einleitung zu ihrem Hauptwerk, den "Wohnungen der Inneren Burg", gibt sie brav wieder, dass sie gemäß dem ihr erteilten Auftrag als Frau für Frauen schreibe. Mit feiner Ironie setzt sie hinzu: "denn zu meinen, es könnte auch anderen Personen etwas bringen, scheint eher abwegig zu sein". An anderen Stellen wird deutlich, dass sich ihre Anleitung zu einem "Weg nach innen" und damit zu einem erfüllten Leben an alle Menschen richtet. Faktisch ist es ihr so gelungen, als Frau über Glaubensthemen zu lehren.
Noch 1923 lehnt Papst Pius XI. es ab, dass Teresa zur Kirchenlehrerin erhoben wird, mit dem Argument: obstat sexus, das Geschlecht steht im Weg. 1970 wird sie als erste Frau zur Kirchenlehrerin ernannt. Teresas Beispiel zeigt: Reform kommt von innen und wirkt nach außen.
Die Autorin
Theresia Kamp hat Theologie und Romanistik studiert. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Pastoraltheologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und schreibt regelmäßig für verschiedene christliche Medien.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.