Synodale Kirche wäre "großartiger Beitrag zur Geschichte der Menschheit"

Jesuitengeneral Sosa: Synodaler Prozess darf nicht enden

Veröffentlicht am 15.10.2024 um 11:44 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Papst Franziskus selbst hat dafür gesorgt, dass die Kirchenvision des Zweiten Vatikanischen Konzils Wirklichkeit wird, glaubt Jesuitengeneral Arturo Sosa. In einem Interview sprach er jetzt auch über den Fall Marko Rupnik.

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Aus Sicht des Jesuitengenerals Arturo Sosa führt der gegenwärtige synodale Prozess zu einer tiefgreifenden Erneuerung der Kirche. "Dieser Prozess darf hier nicht enden: Es wird Zeit brauchen, bis er in der Kirche wirklich Gestalt annimmt", sagte Sosa in einem Interview mit der französischen Zeitung "La Croix" (Dienstag). In der Politik lasse sich seine Schwächung der demokratischen Regime und Kultur beobachten. "Die synodale Erfahrung zeigt, dass es andere Wege gibt, die Beziehungen zwischen Menschen und Staaten zu gestalten", so Sosa. "Die synodale Kirche zu vertiefen und festigen, wäre ein großartiger Beitrag zur Geschichte der Menschheit." Papst Franziskus selbst habe dafür gesorgt, dass die vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) getragene Vision einer Kirche Wirklichkeit werde, die aus Getauften bestehe und als Volk Gottes auf dem Weg sei.

Angesprochen auf den ehemaligen Jesuiten Marko Rupnik sagte Sosa, dass der Fall noch nicht abgeschlossen und er daher noch nicht in der Lage sei, ihn zu bewerten. "Für die Gesellschaft Jesu ist es das Wichtigste, sich um die Opfer zu kümmern: Wir glauben ihnen und danken ihnen für ihr Zeugnis." Die Jesuiten versuchten Wiedergutmachung für den Schaden zu betreiben, den der ehemalige Jesuit angerichtet habe. Rupnik werden seit Jahren verschiedene Formen des Missbrauchs vorgeworfen. So soll er etwa eine Frau aus der von ihm gegründeten Loyola-Kommunität zum Geschlechtsverkehr gedrängt und sie in der Beichte später selbst vom Verstoß gegen das Keuschheitsgelübde losgesprochen haben. Mitte Juni 2023 wurde er aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen, nachdem er Auflagen gegen ihn offenbar mehrfach ignoriert hatte. Nach seiner Entlassung aus dem Orden wurde er in das slowenische Bistum Koper aufgenommen, aus dem er stammt.

Grundsätzlich habe die Missbrauchskrise der Kirche aus Sicht von Sosa dazu geführt, "dass die Stimmen der Betroffenen gehört, dass ihr Schmerz, aber auch ihr Mut und ihr Beitrag zur Gerechtigkeit anerkannt wurde". Zudem seien Versöhnungsprozesse und Präventionskonzepte in Gang gesetzt worden. Der aus Venezuela stammende Sosa wurde 2016 zum Generaloberen der Gesellschaft Jesu gewählt. Die Jesuiten sind der größte Männerorden der Kirche. Ihre Mitglieder legen neben den üblichen Ordensgelübden Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam ein besonderes Gehorsamkeitsversprechen gegenüber dem Papst ab. (cbr)