Reformen gegen Vertrauensverlust bei jungen Menschen

Verbände zu Shell-Studie: Kirche lässt wenig Raum für Jugend

Veröffentlicht am 16.10.2024 um 15:35 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Eine aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Religion bei christlichen Jugendlichen eine immer geringere Rolle spielt. Katholische Jugendverbände sehen die Schuld bei der Institution Kirche und fordern Reformen.

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Nach Erscheinen der Shell Jugendstudie üben sich katholische Jugendverbände in Kirchenkritik und fordern Reformen. "Die Studie macht vor allem deutlich, dass es der Institution Kirche nicht gelingt, angemessene Antworten für junge Menschen zu finden", sagte der Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Stefan Ottersbach (Foto oben, links), der Katholischen Nachrichten-Agentur am Mittwoch. Die Shell-Studie zeige, dass junge Menschen kein Vertrauen mehr in die Kirche hätten und dort keinen authentisch gelebten Glauben mehr fänden. Hier gelte es nun anzusetzen, so Ottersbach. Deshalb setze sich der BDKJ für Reformen in der katholischen Kirche ein. Im Verband selbst habe man Beteiligung und Machtkontrolle transparent geregelt. Macht- und Herrschaftskritik verstehe der BDKJ als Teil des Gottesglaubens.

Ähnlich äußerte sich auch Rainer M. Gotter, Bundesleiter der Schönstatt-Mannesjugend, auf KNA-Anfrage. Jugendliche fühlten sich unwohl, wenn sie in Sachen Mitbestimmung nicht ernst genommen würden und in Gemeinden die vorhandenen Möglichkeiten als statisch und kaum gestaltbar erlebten. "In diesem Milieu steigen die jungen Menschen aus, aber keineswegs als Glaubende", so Gotter. Als Jugendverband versuche die Schönstatt-Mannesjugend, jungen Menschen Beispiele im Glauben zu geben.

Die am Dienstag vorgestellte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Religion bei christlichen Jugendlichen eine immer geringere Rolle spielt. Nur noch 38 Prozent der jungen Katholiken gaben demnach an, dass ihnen der Gottesglaube wichtig sei.

Jugendverbände als Ort, um Glauben zu entdecken

Der Sprecher der wissenschaftlichen katholischen Studentenvereine Unitas, Matthias Kluge, bezeichnete auf KNA-Anfrage den Gottesglauben jedoch als essenziell, "um sich auch als Teil der katholischen Gemeinschaft zu fühlen". Als Gemeinschaft, die Mitglieder mit so vielfältigen Hintergründen wie die katholische Kirche habe, sei man auf verbindende Elemente angewiesen: "Hier ist der Gottesglaube der kleinste gemeinsame Nenner."

Kluge sagte der KNA weiter: "Als katholischer Jugendverband sind wir nun umso mehr gefragt, jungen Menschen den Glauben nahezubringen." Die Unitas versuche ihren Mitgliedern die Möglichkeit zu bieten, im Rahmen von Veranstaltungen aber auch im Alltag den Glauben zu leben und darüber in Austausch zu kommen. "Gerade Studierende, die zwar getauft, aber nur wenig katholisch sozialisiert sind, kommen bei uns in Kontakt mit vielfältigen Perspektiven auf den Glauben und können damit auch die Rolle des Glaubens in ihrem eigenen Leben reflektieren." (KNA)