Aufarbeitungsbericht für Bistum Erfurt nun doch veröffentlicht
Nach Unstimmigkeiten ist der Jahresbericht 2023 der Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Erfurt nun doch veröffentlicht worden. Allerdings in leicht gekürzter Version. Bischof Ulrich Neymeyr habe aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen entschieden, eine Passage des Berichts nicht zu veröffentlichen, heißt es am Ende des Berichts, der auf der Webseite des Bistums einsehbar ist. Die Passage bezieht sich auf einen noch lebenden Täter.
Vergangene Woche hatte die Aufarbeitungskommission, die sich im Oktober 2021 konstituiert hatte, eine Zwischenbilanz vorgelegt, nicht aber den Jahresbericht veröffentlicht. Die Kommissionsvorsitzende Ulrike Brune kritisierte, dass der Bischof einer ungekürzten Veröffentlichung des Jahresberichts für 2023 nicht zugestimmt habe. Bereits da hatte Neymeyr entgegnet, dass er aus Datenschutz- und Persönlichkeitsschutzgründen mit Blick auf Täter nicht habe zustimmen können. Bei der Pressekonferenz ging es noch um mindestens zwei strittige Passagen.
Bislang 64 Missbrauchsbeschuldigte
Im Bistum Erfurt sind bislang 64 Menschen bekannt, die des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen und Schutzbefohlenen beschuldigt werden, 25 davon sind Geistliche. 78 Betroffene haben sich inzwischen gemeldet, insgesamt wurden 338.500 Euro Anerkennungsleistungen gezahlt. Bei einem Großteil der Fälle, für die alle relevanten Akten seit 1945 durchsucht wurden, sind die Täter bereits verstorben.
Im Jahresbericht dokumentiert die Kommission die bisherigen Ergebnisse ihrer Aktenrecherche und Sichtung und stellt einen anonymisierten Fall exemplarisch im Detail vor. Eine weitere Fallstudie ist eingebettet in grundlegende Gedanken zur Gesamtproblemlage bei der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs insbesondere aus sozialpädagogischer Sicht und im Hinblick auf die Besonderheiten der katholischen Sexualmoral. (KNA)