Die Seligsprechung von Max Josef Metzger passt sehr gut in die Zeit
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Selig- und Heiligsprechungen stoßen im deutschen Katholizismus auf unterdurchschnittliche Resonanz. Das mag auch an der Währung liegen, die der Maßstab für eine Selig- (ein Wunder) oder eine Heiligsprechung (zwei Wunder) ist. Dass es sinnvoll ist, kirchenoffiziell Vorbilder für den Glauben und das christliche Engagement zu bestimmen, ist dagegen kaum strittig.
Besonders einfach ist es da, wenn – wie Ende dieser Woche im Erzbistum Freiburg – einer zur "Ehre der Altäre" erhoben wird, der als Märtyrer nicht auf bestätigte Wunder angewiesen ist. In diesem Fall wird am Sonntag im Freiburger Münster Max Josef Metzger seliggesprochen. Er stammt aus dem südbadischen Schopfheim, war Priester der Erzdiözese, wirkte allerdings weit darüber hinaus und wurde 1944 von den Nationalsozialisten zum Tode verurteilt. Sein Vergehen war sein im Laufe des Lebens ausgebildeter Pazifismus aufgrund seiner christlichen Grundüberzeugungen, nicht zuletzt auch nach den Erfahrungen als Feldgeistlicher im Ersten Weltkrieg.
Zum Kontext dieser Seligsprechung gehört die aktuelle politische Lage mit den rechtspopulistischen Tendenzen in Europa und andernorts, bis hin zum Wahlsieg von Donald Trump mit seinem übersteigerten Nationalismus auf Kosten anderer. Spätestens seit jenem Tag ist zudem auch der Wahlkampf mit Blick auf den nächsten Deutschen Bundestag im vollen Gange. Auch da wird etwa angesichts des Themas Migration wieder die Frage sein, inwieweit die Würde eines jeden Menschen hinreichend Berücksichtigung findet.
Die Situation ist eine andere als damals. Aber mit Blick auf die Tatsache, dass Gerichte Akteuren des Wahlkampfs attestieren, "gesichert rechtsextrem" zu sein, ist die Zivilcourage, die Max Josef Metzger aus christlicher Überzeugung an den Tag gelegt hat, überraschend aktuell.
Der Autor
Dr. Stefan Orth ist Chefredakteur der "Herder Korrespondenz".
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