Verheiratete Priester aus Osteuropa für die Kirche in Deutschland?
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Kaum noch junge Priester, immer weniger Geistliche – das gilt im Westen als selbstverständlich und beklagenswert. Doch es ist in Europa ein regionales Problem. Denn in der Griechisch-Katholischen Kirche im Osten der Slowakei und im Westen der Ukraine gibt es Priesternachwuchs zuhauf. Die Kirche der vielen nichtzölibatären Priester steht in voller Gemeinschaft mit Rom.
Ein Großteil dieser unierten Geistlichen sind verheiratete Familienväter. Denn ihre Kirche schreibt die obligatorische Ehelosigkeit der Priester, den Zwangszölibat, nicht vor. Gewiss, vor der Weihe zum Diakon muss der Mann verheiratet sein. Eine spätere Eheschließung im Amt ist nicht vorgesehen und die Hierarchie der Griechisch-Katholischen Kirche ist unverheiratet.
Angesichts des Priestermangels im Westen und des Priesterreichtums im Osten denken Kirchenstrategen daran, griechisch-katholischen Geistlichen die Aufnahme in die aussterbenden Bistümer in Deutschland, der Schweiz und Österreichs zu ermöglichen.
Ihr Verbleib im Westen wäre auf Dauer geplant. Denn Sprachprobleme wie mit manchen Geistlichen aus Ländern der Dritten Welt werden nicht erwartet, da die Geistlichen aus der Slowakei und der Ukraine in der Regel sehr passabel deutsch sprechen und mit der Alltagskultur in den deutschsprachigen Ländern vertraut sind.
Sprachkenntnisse sind wichtig. Doch sie sind noch lange keine Garantie, dass sich Priester und Gemeinden auch verstehen. Mit den Priestern aus dem Osten werden verheiratete Geistliche in ein kirchliches Umfeld kommen, das fast schon ausweglos an den Zwangszölibat gefesselt ist. Verständlicher wird Roms Unbeweglichkeit damit ganz sicher nicht.
Und noch ein anderes Problem kommt auf Geistliche und Gemeinden zu. Die Priester aus dem Osten haben mit Reformdebatten, wie sie in Deutschland seit vielen Jahren mit Leidenschaft geführt werden, nur wenig Kontakt. Auch kritisch christliche sowie um kirchliche Ämter werbende Frauen gibt es in der Ukraine nicht eben häufig. Kirchenverständnis und Herausforderungen im Alltag sehen dort ganz anders aus. Was also als nahe liegende Lösung für fehlenden Priesternachwuchs betrachtet werden mag, kann sich im gemeindlichen und kirchlichen Alltag schnell als Fallstrick erweisen. Eine gemeinsame Sprache von Priester und Kirchenvolk ist nicht garantiert, selbst wenn beide Seiten deutsch sprechen.
Der Autor
Thomas Seiterich ist Ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift "Publik-Forum".Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.