Standpunkt

Die Kirche in Deutschland hat zu oft den Charakter einer Behörde

Veröffentlicht am 15.11.2024 um 00:01 Uhr – Von Dirk Bingener – Lesedauer: 

Aachen ‐ Bei der Weltsynode konnte Pfarrer Dirk Bingener erfahren, wie einfach und direkt die Kommunikation in der Kirche sein kann. Der Präsident von missio Aachen hat daher einen Wunsch für die Kirche in Deutschland: Sie soll weniger wie eine Behörde sein.

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Begegnung öffnet einem manchmal die Augen. Als unser Team von missio am Rande der Synode in Rom mit einer Reihe von Bischöfen aus verschiedenen Teilen der Weltkirche in Kontakt stand, waren neben dem persönlichen Gespräch vor allem Nachrichten via Messenger der gebräuchlichste Kommunikationsweg. Schnell und direkt bekam man so eine Antwort oder traf eine Verabredung. Solch ein direkter, schneller Kontakt zur Leitung eines deutschen Bistums oder anderer kirchlicher Institutionen ist bei uns eher undenkbar. Wer ein Anliegen hat, wird inzwischen fast überall entweder auf anonyme info@-Adressen oder ein noch viel anonymeres Kontaktformular auf der Website verwiesen, selbst in Pfarreien vor Ort. Und ob dann das Anliegen den erreicht, der gemeint ist, scheint keineswegs gewiss.

Man wird schwerlich behaupten können, dass ein Bischof etwa aus Kamerun einfach mehr Kapazitäten für direkten Kontakt hat als einer aus Deutschland. Die Wahrheit ist, die Kirche in unserem Land hat oft den Charakter einer Behörde. Arbeitsteilung und die Formalisierung von Abläufen sollen Effizienz und Professionalität steigern, führen aber eben auch dazu, dass besonders Entscheidungsträger oder -gremien für Außenstehende nicht mehr greifbar sind. Das ist ein Problem der Partizipation, denn es soll doch gelten: "Was alle angeht, muss mit allen besprochen werden." Schwerer aber wiegt noch, die Gläubigen erfahren Kirche so als ein unpersönliches Gegenüber.

Papst Franziskus ruft dazu auf, eine missionarische, synodale Kirche zu sein. Die entsteht nicht schon dadurch, dass kirchliche Entscheidungsgremien stärker mit Laiinnen und Laien besetzt werden, so wichtig das auch ist. Es braucht eine neue Kultur der Unmittelbarkeit, der Erreichbarkeit. Dienen unsere Strukturen und Verwaltungen also der Abschottung oder der Unmittelbarkeit der Begegnung? Das ist übrigens eine Frage, die nicht dazu taugt, nur auf andere zu zeigen, sondern sich auch selbstkritisch zu fragen, wie das in den eigenen Bezügen ist. Die gute Botschaft: Im direkten Kontakt lassen sich Fragen oft schneller und besser lösen.

Von Dirk Bingener

Der Autor

Pfarrer Dirk Bingener ist Präsident des Internationalen Katholischen Hilfswerkes missio Aachen und des Kindermissionswerkes "Die Sternsinger" in Aachen.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.