"Ich sehe hohen Reformbedarf für Frauen, allein in den Klöstern"

Benediktinerabt fordert Frauenweihe und freiwilligen Zölibat

Veröffentlicht am 18.11.2024 um 15:00 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Der Münchner Benediktinerabt Johannes Eckert kennt Frauen, die er sich gut als Priesterinnen vorstellen kann. Außerdem plädiert er für eine Öffnung des Zölibats – aber nicht für jeden Priester.

  • Teilen:

Der Münchner Benediktinerabt Johannes Eckert hat sich für die Priesterweihe von Frauen ausgesprochen. Er kenne Frauen, von denen er denke, dass sie zum priesterlichen Dienst berufen sind, sagte Eckert der Süddeutschen Zeitung (Montag). Er sehe keinen Grund, sie nicht zu Priesterinnen zu weihen. "Ich sehe hohen Reformbedarf für Frauen, allein in den Klöstern", so Eckert. Eine Äbtissin sei für ihre Gemeinschaft die zuständige Oberin und damit Stellvertreterin Christi. "Warum soll sie dann nicht der Eucharistie vorstehen können? Oder einer Mitschwester am Ende deren Lebens die Krankensalbung spenden können?" Ebenso könne er sich vorstellen, dass eine Frau die Beichte höre, sagte Eckert weiter. Er verstehe gut, dass Frauen enttäuscht seien oder die Geduld verlieren. Die Kirche werde sich dafür verantworten müssen, ihre Charismen und Talente nicht wahrgenommen zu haben, so der Ordensmann.

Des weiteren plädierte Eckert dafür, den Zölibat für Priester freizustellen. "Ein normaler Priester sollte also frei wählen können." Es gäbe sicher genug Männer, die allein bleiben wollten, um freier zu sein. Aber es gäbe auch genauso viele gute Priester, die sich an eine Frau binden und in einer Familie leben wollen, so Eckert. Diese Lebensweise gebe "ja auch Kraft". Wer hingegen in ein Kloster eintrete, müsse sich weiter zur Ehelosigkeit verpflichten, so der Ordensmann. "Unsere Entscheidung lautet ja, ich möchte frei sein und mich dieser Gemeinschaft anschließen."

Für staatliche Missbrauchsaufarbeitung

Weiter sieht der Benediktinerabt den Staat bei der Aufarbeitung von Missbrauch in der Pflicht. "Man hat ein System gefahren über Jahrzehnte, das nicht richtig war und jetzt soll man das selber aufarbeiten? Wie soll das gehen? Deswegen halte ich auch diesen Vorschlag, dass das eine staatliche Aufgabe ist, für sehr richtig", sagte Eckert. Der Abt bezeichnete Missbrauch als gesamtgesellschaftliches Problem, mit dem transparenter umgegangen werden müsse. Das bedeute, Verantwortung zu übernehmen und sich nicht zu verstecken, so der Ordensmann.

Im Zuge der Beschäftigung mit Missbrauch in der katholischen und evangelischen Kirche fordern Kirchenvertreter immer wieder ein stärkeres Engagement des Staates bei der Aufklärung und Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs. Zur Zeit organisieren kirchliche Institutionen die Aufarbeitung sexueller Gewalt selbst. Die katholische Kirche hat angekündigt, 2026 die bisherige Aufarbeitung zu evaluieren. (tmg/KNA)