Nicht nur Neues evaluieren, sondern auch Altes

Ein neues Institut will Seelsorge mit Forschung besser machen

Veröffentlicht am 19.11.2024 um 00:01 Uhr – Von Lisa Maria Plesker (KNA) – Lesedauer: 

Bochum/Berlin ‐ Die Mittel für die Kirchen werden knapper, wie die Ressourcen also am besten einsetzen? Bei diesem Prozess will ein neues Institut den Kirchen helfen. Die beiden Gründer bemerken schon viel Interesse, aber auch Vorbehalte.

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Schon mit ersten Aufträgen versehen ging am Montag ein neues Institut für Evaluation und Wirkungsforschung an den Start. Unter dem Namen "Impaekt" haben Miriam Zimmer und Andreas Schlamm ein Unternehmen gegründet, das gemeinnützige Organisationen im Bereich Wirkung fortbilden und bei der Evaluation ihres Engagements unterstützen will. Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte Zimmer: "In Zeiten zurückgehender Ressourcen muss sich auch Kirche Gedanken darüber machen: Wie setze ich die eigentlich wirksam ein?"

Beide Gründer haben Erfahrungen mit dem Thema Wirkungsorientierung und Evaluation im kirchlichen Bereich: Zimmer arbeitet seit fünf Jahren als Evaluations-Leiterin im Bochumer Zentrum für angewandte Pastoralforschung (zap) und hat in mehr als 20 Projekten bereits Wirkungsorientierung in der Kirche erforscht. Andreas Schlamm ist bei der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) tätig.

Miriam Zimmer erklärt, am zap hätten sie mit einem interdisziplinären Team aus Soziologen und Theologen bereits viele Methoden und Zusammenhänge erforscht. Nun sei es an der Zeit, das Erarbeitete gemeinnützigen Organisationen als Dienstleistung anzubieten. Dafür brauche es eine andere Organisationsform. "Deshalb haben wir Impaekt gegründet."

Wirkung als Schlüsselthema für Kirchenentwicklung

Andreas Schlamm sieht Wirkung als Schlüsselthema für die Kirchenentwicklung. Der ehemalige ehrenamtlicher Vorstand eines kleinen Start-ups in Berlin weiß: "Diese kleinen Start-ups müssen ganz anders als eine große, steuerfinanzierte Organisation dafür sorgen, dass sie Spenderinnen und Spender überzeugen, dass sie Drittmittel einwerben, um ihre Arbeit finanzieren zu können." Er glaube, dass das auch der Kirche bevorstehe, "weil wir der Gesellschaft glaubwürdig neu klar machen müssen, was unsere kirchliche Arbeit bewirkt und welchen Mehrwert unser Gemeinwesen davon hat, dass es Kirchen gibt."

Bereits jetzt hat Impaekt Aufträge für Workshops oder Studientage zum Thema Wirkung von deutschen Diözesen. Doch seien kirchliche Einrichtungen nicht generell aufgeschlossen, wenn es um Wirkungsanalysen gehe, sagen die Gründer. Oft heiße es: "Wie kann man das überhaupt messen, was Seelsorge leistet?" Zimmer verweist auf Erfahrungen in der Wirkungsanalyse von Gottesdienst-Livestreamings oder Familienkirchenprojekten vor Ort, in der Krankenhausseelsorge oder in der Militärseelsorge. Sie erklärt, im kirchlichen Bereich würden interessanterweise gerade Neues evaluiert und auf Wirksamkeit getestet. Ihr Einwand: "Nicht nur das Neue muss sich beweisen, sondern eben das Alte zukünftig auch."

Geldscheine vor einem Kirchturm
Bild: ©stock.adobe.com/gabrielejasmin

Die Kirchen müssen entscheiden, wie sie ihre Ressourcen einsetzen.

Im Kern gehe es um die Frage: "Wie kann das Wenige, was da ist, mehr Wirkung entfalten?" Dazu müsse man nach Zufriedenheit und Erlebnissen von Menschen fragen. Wirkungsmessung sei viel mehr als bloße Teilnehmerzahlen. Wer Wirkung messen wolle, müsse wissen, was er erreichen möchte. Allerdings wäre das vielen nicht ganz klar.

Ohne Ziele keine Wirkung

Schlamm erklärt: "Wirkung zu messen, setzt letztendlich auch voraus, dass man mit denjenigen, die darüber mehr erfahren wollen, gemeinsame Kriterien entwickelt." Und es setze voraus, dass sich Prozesse innerhalb einer Organisation verändern. Wirkung lasse sich also nur messen, wenn man sie vorher plane. Letzteres sei aber zumindest in Kirchengemeinden selten gängige Praxis. "Solange wir uns nicht mal Ziele vornehmen, werden sich auch keine Dinge ändern", ergänzt der Religionspädagoge.

Soziologin Zimmer fasst zusammen: "Wir gucken auf Wirkung, oder wir bringen euch bei, dass ihr selbst auf Wirkung schauen könnt. Nicht, um noch mehr Bürokratie einzuführen, sondern damit ihr selber eure Wirksamkeit verbessern könnt."

Der Impaekt-Firmensitz in Berlin liegt im "Impact Hub", einem großen Coworking Space (großes Büro, in dem digital arbeitende Menschen gemeinsam mit Mitarbeitern anderer Unternehmen arbeiten) in Neukölln. Dort seien insgesamt etwa 600 Freiberufler und Start-ups angesiedelt, die vor allen Dingen im Bereich sozial ökologische Transformation tätig sind. "Von diesem Ökosystem erhoffen wir uns eine Menge Inspirationen", sagt Schlamm.

Von Lisa Maria Plesker (KNA)