Glaube als Quelle für Humanität und Freiheit

Kretschmann: Gesellschaft kann ohne Religion nicht gut leben

Veröffentlicht am 20.11.2024 um 12:46 Uhr – Lesedauer: 

Stuttgart ‐ Immer weniger Menschen in Deutschland sind Kirchenmitglieder. Dennoch seien die Kirchen unverzichtbar für die Gesellschaft, sagt Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Er sieht Religion als notwendige Ressource.

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Aus Sicht des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) ist die Stimme der Kirchen unverzichtbar für eine menschenfreundliche Gesellschaft. Ohne diese "religiöse Ressource" könne die Gesellschaft nicht oder jedenfalls nicht gut leben, sagte Kretschmann am Dienstagabend in Stuttgart. Der "Glaube an den personalen Schöpfergott" sei eine Quelle für Humanität und Freiheit, die Hoffnung der Auferstehung sei eine Quelle für Gerechtigkeit.

"Gerade im politischen Handeln brauchen wir die Stimme der Kirchen, weil sie das große Ganze im Blick haben und über das Hier und Jetzt hinausschauen", sagte Kretschmann beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Katholischen Büros Stuttgart. Die in allen Bundesländern und am Sitz der Bundesregierung bestehenden kirchlichen Büros seien "wichtige Ansprechpartner für Parlamentarier, Regierende und Verwaltungen bei kirchenpolitischen Fragen und seelsorglichen Anliegen".

Man befinde sich mitten in einer "großen gesellschaftlichen Transformation", betonte Kretschmann. In einer weitgehend säkularen Gesellschaft erodiere das Religiöse gegenwärtig. Zugleich dürfe sich die Kirche nicht verschließen, müsse Kritik annehmen, um anschlussfähig an die Gesellschaft zu bleiben, sagte Kretschmann, der sich als "Christ in politischer Verantwortung" bezeichnete.

Kirche müsse präsent sein

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger sagte, in einer pluralen Gesellschaft könne die Kirche "nur so viel Gehör beanspruchen, wie sie ihr Anliegen einsichtig macht und sachlich fundiert vorträgt". Es werde für die Kirchen darauf ankommen, dort präsent zu sein, wo Interessen organisiert, gesellschaftliche Zukunftsentwürfe erarbeitet und "Widerstand gegen die strukturelle Ungerechtigkeit und die Entwürdigung von Menschen mobilisiert" würden. Nur so könne "das öffentliche Gedächtnis für die tragenden Fundamente des Gemeinwesens lebendig erhalten werden".

Der Rottenburger Diözesanadministrator Clemens Stroppel betonte, Kirche und Landesregierung arbeiteten um des Gemeinwohls willen partnerschaftlich. "Wir verstehen uns – das muss in Zeiten der Populisten, Demagogen und Autokraten betont werden – als Dienende." (KNA)