Ziel sei immer die Evangelisierung

Kardinal Ryś: Synodalität gehört zu Kirche wie Hierarchie

Veröffentlicht am 29.11.2024 um 11:09 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Synodalität, Hierarchie, Kollegialität: All das gehöre ohne Widerspruch zusammen, betont der polnische Kardinal Grzegorz Ryś. Außerdem spricht er über den Umgang mit LGBTQ-Personen und die Lage der Kirche in Polen.

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Der Erzbischof von Łódź, Kardinal Grzegorz Ryś, sieht die Synodalität von Beginn an als konstituierendes Merkmal der Kirche. "Jesus hat seiner Kirche eine Verfassung gegeben, die auf Synodalität, Hierarchie, Kollegialität, Petrusamt und so weiter beruht. Alle diese Dimensionen gehören zusammen, es gibt keinen Widerspruch", sagte Ryś in einem Interview der Wochenzeitung "Die Tagespost" (aktuelle Ausgabe). Ryś nahm an beiden Sitzungsperioden der Weltsynode im Oktober 2023 und 2024 teil.

Das Schlussdokument der Versammlung spreche vom "Herz der Synodalität", betonte der Kardinal. Dies sei nicht der Streit darüber, wie die Macht in der Kirche aufgeteilt werden solle. "Im Zentrum der Synodalität steht die Erfahrung des auferstandenen und lebendigen Jesus Christus. Um ihn auf diese Weise zu erfahren, müssen wir in einer Gemeinschaft leben." Bei der Synodalität gehe es um Transparenz und Rechenschaftspflicht. Ihr Ziel sei dabei immer die Evangelisierung.

Lehre ist eine Sache, Umgang eine andere

Im Hinblick auf den Umgang der Kirche mit LGBTQ-Personen sieht der Erzbischof die größte Herausforderung in der seelsorgerischen Betreuung. "Menschen, die zur Kirche kommen, brauchen Hilfe, um zu erkennen, wie sie sich verhalten und wie sie leben sollen." Die Kirche ändere ihre Lehre zu den Themen Ehe und Sexualität nicht. "Die Lehre ist jedoch eine Sache, und wie man einem Menschen begegnet, ist eine andere Sache." Es brauche daher Priester, die LGBTQ-Menschen begleiten, "wenn sie darum kämpfen, der katholischen Lehre treu zu sein".

Für die aktuelle Lage der Kirche in Polen empfiehlt Ryś das von der Synode erarbeitete Konzept der "beziehungsorientierten Bekehrung". Auch in Polen gebe es eine abnehmende Zahl von Berufungen, Kirchgängern, und Jugendlichen, die den Religionsunterricht in der Schule besuchen. Man solle sich daher nicht mehr an die Masse wenden, sondern auf die einzelne Person. "Wenn man in den späten 70er, 80er und sogar 90er Jahren bekannt gab, dass man einen Messdiener braucht, gab es 50 Bewerbungen. Jetzt sind es zwei. Trotzdem ist es eine große Chance, mit diesen beiden zu arbeiten", brachte der Kardinal als Beispiel. (mal)