Theologin: Geweihte Diakoninnen gab es bis ins Mittelalter
US-Theologin Phyllis Zagano wirft Papst Franziskus vor, die Geschichte der Diakoninnenweihe vergessen zu haben. In einem Gastbeitrag für das kirchliche Internetportal "domradio.de" schreibt sie am Mittwoch, er habe in einem Interview gesagt, Frauen hätten schon immer die Funktion von Diakonissen gehabt, ohne Diakone zu sein. Das sei falsch.
Die internationale Expertin für die Forschung zu Diakoninnen (Hofstra University in Hempstead, New York) führt aus, mehr als 1.000 Jahre lang hätten Frauen je nach Sprache als Diakoninnen oder Diakonissen gedient. "Die einzige Person in der Heiligen Schrift, die als Diakon bezeichnet wird, ist die heilige Phöbe, die als Abgesandte des heiligen Paulus nach Rom reiste und seinen Brief an die Römer überbrachte", ergänzt das ehemalige Mitglied der ersten päpstlichen Kommission zur Erforschung des Diakonats von Frauen.
Diakoninnen: Geweiht wie ihre männlichen Kollegen
Als die Kirche sich entwickelte, seien Diakoninnen genau wie männliche Diakone geweiht worden. Sie erklärt: "Die Regeln für den Ablauf der Weihe-Liturgie, die die Bischöfe im Laufe der Jahrhunderte zur Ordination von Frauen zum Diakon verwendeten, entsprechen den Standards für die sakramentale Weihe, die vom Konzil von Trient im 16. Jahrhundert festgelegt wurden." Diese Frauen seien in schriftlichen Dokumenten namentlich genannt und ihre Namen auf Grabsteinen überall in den Ländern des frühen Christentums eingraviert worden.
Die Kirche habe im Mittelalter schließlich aufgehört, Personen zum Diakonat als Dauerberuf zu weihen, weil der Männerdiakonat für ehrgeizige Priester zu einem Stolperstein geworden sei. Zagano schreibt weiter, Papst Franziskus scheine die Tür zur Wiederherstellung der kirchlichen Diakonentradition zugeschlagen zu haben und beschleunige damit gleichzeitig den Rückzug von Frauen und Männern aus der katholischen Kirche weltweit.
Die Theologin empfiehlt, die Worte des Papstes anzuwenden: "Ein richtiges Geschichtsbewusstsein kann jedem von uns helfen, einen besseren Sinn für Proportionen und Perspektiven zu entwickeln, um die Realität so zu verstehen, wie sie ist, und nicht so, wie wir sie uns vorstellen oder wie wir sie gerne hätten." (KNA)