Ritus aus frühchristlicher Zeit

Premiere im Bistum Aachen: Bischof spendet Witwenweihe

Veröffentlicht am 12.12.2024 um 10:22 Uhr – Lesedauer: 

Aachen ‐ Eigentlich wollte sie Ordensfrau werden, dann aber lernte sie einen Mann kennen und heiratete. Nach dem Tod des Mannes suchte Ursula Eichhoff einen Weg, ihre Spiritualität zu leben und wurde auf eine alte kirchliche Tradition aufmerksam.

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Im Bistum Aachen hat eine Witwenweihe stattgefunden. Wie die "Aachener Zeitung" am Donnerstag berichtet, spendete der Aachener Bischof Helmut Dieser Anfang Dezember der 74-jährigen Ursula Eichhoff die sogenannte Witwenweihe. Die Witwenweihe ist ein historischer Segensritus aus frühchristlicher Zeit. In der Alten Kirche konnten Frauen in den Witwenstand aufgenommen werden, wenn sie nur einmal verheiratet waren, mindestens 60 Jahre alt waren und sich durch gute Werke bewährt hatten. In Form eines feierlichen Gelübdes versprachen sie dann, bis zu ihrem Lebensende in sexueller Enthaltsamkeit der Kirche zu dienen.

Der Brauch der Witwenweihe hat sich in den Ostkirchen erhalten, geriet aber im Westen in Vergessenheit. Die heute gültigen liturgischen Bücher der römisch-katholischen Kirche sehen die Witwenweihe nicht vor. 1984 approbierte Rom auf Bitten des Pariser Kardinals Jean-Marie Lustiger einen "Ritus der Segnung von Witwen", der seither in Frankreich praktiziert wird. Mit der Zustimmung des jeweiligen Diözesanbischofs geweihte Witwen finden sich inzwischen auch in Italien, Polen und seit 2014 in Österreich.

Ursula Eichhoff sagte der "Aachener Zeitung", sie wollte schon in ihrer Jugend Ordensfrau werden. Dass sie doch geheiratet habe, beschreibt sie als göttliche Eingebung. Nachdem ihr Mann 2016 gestorben sei, überlegte sie erneut, in einen Orden einzutreten. Ihr Ortspfarrer habe sie schließlich auf die Möglichkeit einer Witwenweihe aufmerksam gemacht. Ein erster Antrag sei durch den Bischof abgelehnt worden – ihr zweiter Versuch war nun erfolgreich. (KNA)