Bischof Krämer: Sehe mich als "Reformer und Bewahrer"
Der neue Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Klaus Krämer, sieht sich nach eigenen Worten als "Reformer und Bewahrer". Aufgabe des Bischofs sei es, "den Kern unseres Glaubens zu bewahren", sagte Krämer in einem Interview der "Stuttgarter Zeitung" und der "Stuttgarter Nachrichten" (Dienstag). Gleichzeitig müsse sich die katholische Kirche immer wieder erneuern. Krämer leitet seit dem 1. Dezember als Nachfolger von Bischof Gebhard Fürst das drittgrößte deutsche Bistum mit rund 1,6 Millionen Katholiken. Es umfasst den württembergischen Landesteil von Baden-Württemberg.
Mit Blick auf konservative und reformorientierte Lager in der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) sagte Krämer: "Lagerdenken liegt mir fern. Auch in der Bischofskonferenz sollten wir dieses überwinden. Es ist nicht gut, dass dort zwei Fraktionen als gegeneinander agierend wahrgenommen werden."
Zugleich kündigte er in der Diözese Rottenburg-Stuttgart eine Strukturreform an: "Angesichts des Verlustes an Kirchenmitgliedern, des Priestermangels und der schwindenden Finanzmittel müssen wir unsere Strukturen weiterentwickeln." In der Diözese gebe es derzeit mehr als 1.000 selbstständige Kirchengemeinden. "Eine solche Struktur ist nicht zukunftsfähig", sagte Krämer. Klar sei, dass es größere Einheiten geben werde. Er selbst werde "keinen Masterplan vorlegen", wolle aber einen breiten Meinungsbildungsprozess in der Diözese. "Im Laufe des nächsten Jahres sollten wir uns auf Grundsätzliches verständigt haben, um dann in die Detailplanung zu gehen."
Paragraf 218: "Geltende Regelung sehr gut"
Mit Blick auf Forderungen, wonach Abtreibungen künftig nicht mehr grundsätzlich strafbar sein sollen, verteidigte Krämer das geltende Recht: "Ich finde, dass die bestehende Regelung eine sehr gute und abgewogene ist. Sie ist auch im internationalen Vergleich einzigartig, weil sie der Situation der schwangeren Frauen Rechnung trägt und doch auch den Schutz des ungeborenen Lebens im Blick hat."
Deshalb plädiere er "sehr dafür, bei Veränderungen nicht hinter das Erreichte zurückzufallen". Eine Forsa-Umfrage des RTL/ntv-Trendbarometers hatte zuletzt ergeben, dass eine große Mehrheit der Bundesbürger (74 Prozent) es richtig fände, wenn Schwangerschaftsabbrüche künftig innerhalb der ersten zwölf Wochen ohne Einschränkungen erlaubt wären. Dazu sagte der Bischof: "Es ist nicht unser Auftrag, uns die Mehrheitsmeinung zu eigen zu machen, sondern gerade in einer solchen Situation auf die Grundwerte hinzuweisen, die wir für richtig halten. Das Lebensrecht des ungeborenen Lebens braucht eine Lobby in der Gesellschaft, und da sehen wir schon einen Auftrag als Kirche." (tmg/KNA)