Schwester Jakoba Zöll über das Sonntagsevangelium

Eine geschenkte Begegnung, die das Leben verändert

Veröffentlicht am 21.12.2024 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
Ausgelegt!

Olpe ‐ Glaube braucht mehr als Wissen und Traditionen – er braucht die persönliche Begegnung mit Jesus. Wie eine solche geschenkt werden kann, liest Schwester Jakoba Zöll voll Dankbarkeit im heutigen Sonntagsevangelium nach.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Letzte Woche Sonntag haben wir Johannes den Täufer bereits als erwachsenen Mann predigen gehört und haben bei Lukas gelesen, dass die Menschen in ihren Herzen überlegten, ob nicht vielleicht Johannes der Messias sein könnte – Johannes der Täufer sich aber ganz sicher war, dass da noch einer nach ihm kommt. Woher diese große Sicherheit im Glauben des Propheten? Das heutige Evangelium springt chronologisch zurück und berichtet von dem Ereignis, was Johannes vielleicht diese Sicherheit geschenkt hat – von seiner ersten Begegnung mit Jesus.

Der Evangelist Lukas erzählt diese erste Begegnung als eine doppelte Begegnung: Maria, die Mutter Jesu, und Elisabet, die Mutter des Johannes und die Cousine Marias, begegnen einander und ermöglichen darin Jesus und Johannes ihre erste Begegnung im Mutterleib. Maria hat gerade erst von ihrer Schwangerschaft erfahren, noch niemand weiß davon, Elisabet ist nach langen kinderlosen Jahren bereits im sechsten Monat schwanger. Noch bevor Maria Elisabet von ihrer Schwangerschaft und der Verheißung des Engels erzählen kann, fällt Elisabet ihr nach der Begrüßung ins Wort und preist sie als Mutter ihres Gottes selig. Was ist passiert?

Johannes, das ungeborene Kind in ihrem Leib, erkennt den ungeborenen Jesus als den Messias – und reagiert biblisch adäquat auf dessen Ankunft in seinem Leben mit "hüpfen". Hüpfen ist in den alttestamentlichen Schriften der Bibel ein Zeichen für die große Freude, wenn der ersehnte Messias endlich kommt. Dann hüpfen nicht nur die Menschen wie junge Lämmer und Widder, sondern auch Flüsse, Berge und Hügel (vgl. bspw. Ps 114) In dieser ersten Begegnung spürt Johannes, dass es Jesus ist, auf den die ganze Schöpfung sehnsüchtig wartet, dass er der Messias ist, auf den er sein ganzes Leben lang hinweisen wird. Mit seiner urbiblischen Reaktion auf diese Erkenntnis beginnt sein prophetisches Wirken, da er seine Mutter Elisabet auf die Ankunft des Messias hinweist und diese ihm glaubt und ebenfalls in Freude ausbricht.

Johannes der Täufer glaubt, weil er Jesus begegnet ist. Nicht einfach so, sondern Maria hat Jesus zu Johannes getragen, ihm diese wichtige Begegnung und damit seinen Glauben ermöglicht. Für Johannes (und auch für Elisabet) ist sie in besonderer Weise zur Christusträgerin geworden. Ich selbst schaue, wenn ich dieses Evangelium lese, auf mein bisheriges Leben zurück und denke dankbar an all die Menschen, die Christus immer wieder in mein Leben getragen haben und mir Begegnungen mit ihm ermöglicht haben.

Aus dem Evangelium nach Lukas (Lk 1,39–45)

In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharías und begrüßte Elisabet.

Und es geschah: Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib.

Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?

Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.

Die Autorin

Schwester Jakoba Zöll ist Olper Franziskanerin. Sie arbeitet an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte und schreibt an ihrer Promotion.

Ausgelegt!

Als Vorbereitung auf die Sonntagsmesse oder als anschließender Impuls: Unser Format "Ausgelegt!" versorgt Sie mit dem jeweiligen Evangelium und Denkanstößen von ausgewählten Theologen.