111 Menschen und ihr Bild von Gott

Nicht nur zu Weihnachten aktuell: die Rede von Gott

Veröffentlicht am 21.12.2024 um 00:01 Uhr – Von Lisa Maria Plesker (KNA) – Lesedauer: 
Nicht nur zu Weihnachten aktuell: die Rede von Gott
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Bochum ‐ Viele waren überrascht von der Frage und mussten erstmal ihren "Beziehungsstatus" checken: Ein neues Buch bündelt kreative und traditionelle, aber immer sehr individuelle Antworten auf die Frage nach Gott.

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Persönliche Glaubenszeugnisse, die tief gehen, sammelt der neue Text- und Bildband "Hat die Rede von Gott noch Zukunft?". Darin berichtet ein Unternehmensvorstand, wie ein privater Schicksalsschlag seinen Blick auf Gott verändert hat. Eine Missbrauchsbetroffene schildert ihre zögernde Suche nach Gott; ein Spitzensportler spricht über die Identitätskrise nach seinem Karriereende.

Das Buch ist nah dran am Leben in seinen unterschiedlichsten Facetten. So ist die "Rede von Gott" nicht nur zu Weihnachten aktuell. Damit das Buch so vielseitig wurde, hat das Herausgeberteam Vertreter aller Weltreligionen, Kirchenferne und Atheisten angefragt, wie Herausgeber Dieter Rehmann im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) berichtet. Männer und Frauen aus ganz Deutschland und aus allen gesellschaftlichen Bereichen sollten dabei sein, einige Prominente und viele eher unbekannte Menschen.

Das Redaktionsteam hat 111 ganz unterschiedliche Menschen gewonnen, unter anderem von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, dem Linken-Politiker Gregor Gysi, dem Umweltwissenschaftler Ulrich von Weizsäcker, der Klimaschützerin Carla Reemtsma, dem investigativen Journalisten David Schraven, dem Soziologen Hans Joas, dem TV-Koch Nelson Müller, dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, der Schriftstellerin Nora Bossong und dem Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide. Jeder und jede gibt auf einer DIN-A5-Seite eine persönliche Antwort auf die Frage, "Hat die Rede von Gott noch Zukunft?". Daneben steht ein speziell angefertigtes Foto der Person. Dafür ist Fotograf Martin Steffen quer durch Deutschland gereist.

Individuelle Doppelseiten

Bei der Arbeit hat der Spagat zwischen den Protagonisten den Fotografen besonders beeindruckt. An einem Tag habe er Carla Reemtsma und Hildegard Müller fotografiert, berichtet er. Die Sprecherin von Fridays for Future am Morgen und die Automobillobbyistin am Nachmittag: "Das war sozusagen die ganz große Schere."

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Auch Theologieprofessor Matthias Sellmann (Uni Bochum) war an dem Buchprojekt beteiligt. Er betont: "Von Gott zu reden, sagt immer auch etwas über den Menschen aus, der gerade redet. Und das wird hier über eine einzigartige Bildführung ausgedrückt." Manche prominentere Protagonisten hätten offenbar am liebsten ihre vorhandenen Pressebilder eingereicht, wie sein Herausgeberkollege Michael Jochim berichtet. Aber das Konzept des Buches habe das nicht vorgesehen. Mit dem immer gleichen Licht hat Martin Steffen seine Porträts der Protagonisten angefertigt - so sind exklusive Aufnahmen in ähnlicher Bildsprache entstanden.

Persönliche Vorstellungen von Gott

Sellmann betont, das Buch biete viele überraschende Antworten. Die Kirche müsse wahrnehmen, dass die Rede von Gott allen gehöre, so der Direktor des Zentrums für angewandte Pastoralforschung (ZAP) in Bochum. Ein Beispiel: "Ich glaube, es gab noch nie zwischen zwei Buchdeckeln in einem kirchennahen Verlag so viele Künstler, Entertainer, Comedians und Popkulturleute, die Gott als Inbegriff von Kreativität sehen. Für die Gott das Kreative sein muss, das Überraschende, das Spontane, das Humorvolle."

Viele Befragte waren nach Jochims Wahrnehmung zum ersten Mal mit der Frage nach Gott konfrontiert und hätten erstmal überlegt, "welchen Beziehungsstatus" sie denn haben. "Ich glaube, das macht einen großen Sinn des Buches aus: sich neu upzudaten - wer bin ich und wer ist Gott?" Beziehung, Gemeinschaft, Rücksichtnahme, Ruhe finden, Zukunft - immer wieder tauchen beim Nachdenken über Gott diese Stichworte auf.

Rehmann berichtet, auch junge Leute hätten sehr positiv auf ihre Anfrage reagiert. Was sich jeder unter Gott vorstelle, sei individuell sehr verschieden. "Das war vor vielen Jahrzehnten deutlich anders, da war Kirche noch Volkskirche und gab vor, woran man zu glauben hatte. Das hat sich sehr individualisiert", sagte Rehmann.

Von Lisa Maria Plesker (KNA)