Mittel, die nicht dem Kriegsrecht entsprechen

Papst spricht von "kriminellen Handlungen" im Gaza-Krieg

Veröffentlicht am 21.12.2024 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt/Buenos Aires ‐ Papst Franziskus lässt keine Gelegenheit aus, um die Kriege insbesondere in Nahost und der Ukraine anzuprangern und für den Frieden zu beten. In einem TV-Interview kurz vor Weihnachten wirkte er ungewöhnlich resigniert.

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Papst Franziskus hat mit Blick auf den Gaza-Krieg von "kriminellen Handlungen" gesprochen. In dem Konflikt würden Mittel gebraucht, die nicht dem Kriegsrecht, sondern eher einem "Guerillakrieg" entsprächen, sagte er in einem am Freitagabend auf YouTube ausgestrahlten Interview des argentinischen kirchlichen Senders "Canal Orbe 21", über das auch das offizielle Portal "Vatican News" in mehreren Sprachen ausführlich berichtete.

"Wenn du einer Mutter begegnest mit ihren zwei Kindern, die über die Straße geht, um von zu Hause etwas zu holen und dann in die Pfarrei zurückzukehren, wo sie lebt, und du sie dann mit Maschinengewehren erschießt, ohne Grund, dann ist das nicht Krieg nach den normalen Regeln eines Krieges. Es ist furchtbar", sagte er in Anspielung auf einen Vorfall Mitte Dezember 2023 auf dem Gelände der katholischen Pfarrei "Heilige Familie" in Gaza, wo laut Berichten israelische Soldaten zwei Frauen getötet und sieben weitere Menschen verletzt hatten.

Friedenskonferenzen als "Heuchelei"

Insgesamt äußerte sich Franziskus verhalten über die Chance auf Beendigung des Nahostkriegs sowie des Ukraine-Kriegs. "Es beunruhigt mich, dass die zahlreichen Friedensappelle internationaler Organisationen in das eine Ohr hinein und aus dem anderen wieder hinausgehen", so der Papst. Es sei eine "grundlegende Heuchelei", von Frieden zu reden, während man für den Krieg rüste. Waffenfabriken gehörten zu den profitabelsten Anlagen in Europa, kritisierte der 88-Jährige. "So organisieren wir Konferenzen und Friedenstreffen, produzieren aber weiterhin Waffen zum Töten", so Franziskus.

Zuvor hatte der Papst sich in einem Buch dafür ausgesprochen, Genozid-Vorwürfe gegen Israel zu prüfen. "Nach Ansicht einiger Experten weist das Geschehen in Gaza die Merkmale eines Völkermords auf", so der Papst. "Wir sollten sorgfältig prüfen, ob es in die von Juristen und internationalen Gremien formulierte technische Definition passt." Israel erwähnte Franziskus nicht direkt. Diese Aussagen stießen auf scharfe Kritik von Vertretern der Theologie und des Judentums.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin wies die Kritik an Papst Franziskus' Vorschlag, den Genozid-Vorwurf gegen Israel zu prüfen, zurück. "Der Papst hat gesagt, was die Position des Heiligen Stuhls ist, und das ist, dass wir diese Dinge untersuchen müssen, weil es technische Kriterien gibt, um das Konzept des Völkermords zu definieren", sagte der Kardinalstaatssekretär vor Journalisten in Rom. Anliegen und Interesse des Vatikans sei, dass der Krieg im Nahen Osten bald beendet werde. (fxn/KNA)