Erzbischof Koch: Deutschland braucht Milei und Musk nicht als Vorbild
Nach dem Anschlag von Magdeburg sieht der Berliner Erzbischof Heiner Koch das kommende Weihnachtsfest auch als ein Fest der Trauer. Auch wenn es ihm bei den Gedanken an die Opfer der Tat schwerfalle, in diesem Jahr Weihnachten zu feiern, müsse man es tun, sagte Koch am Sonntag dem "Handelsblatt". "Wir müssen als Christen Weihnachten feiern. Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass Menschen Unfrieden säen, unsägliches Leid verursachen und unsere Gesellschaft spalten wollen", fügte er hinzu. Weihnachten sei gleichzeitig das Fest der Ohnmacht und der Hoffnung. "Und in diesem Jahr besonders das Fest der Trauer und des Mitleidens mit den Opfern von Magdeburg."
Mit Blick auf die vorgezogenen Bundestagswahlen sagte der Erzbischof, in Zeiten des Wahlkampfs sei Ehrlichkeit nicht einfach. "Wir sind ein reiches Land, aber wer den Menschen etwas zumutet, hat meist schlechte Karten." Wer aber glaube, die nächste Regierung würde die Wende schaffen, ohne dass sich bei den einzelnen Bürgern etwas ändere, werde enttäuscht werden. "Es ist kein Naturgesetz, dass ein wachsender Wohlstand mit einem immer leichteren Arbeitsleben einhergeht. An diesen Gedanken müssen wir uns wieder gewöhnen", mahnte Koch. "Es kann nicht sein, dass wir bei vollem Lohnausgleich immer weniger arbeiten. Schon allein wegen des demografischen Wandels funktioniert das nicht."
Gegen Milei und Musk
Der Geistliche wandte sich in diesem Zusammenhang gegen Forderungen von FDP-Chef Christian Lindner, Deutschland müsse ein bisschen mehr Milei und Musk wagen. "Ich bin sehr skeptisch gegenüber radikalen Lösungsvorschlägen, ob es um die Sanierung der Staatsfinanzen oder den Bürokratieabbau geht. Beide Themen sind wichtig, aber Deutschland braucht Milei und Musk nicht als Vorbild. Und aus radikalem Abbau allein entsteht noch keine Zukunftsperspektive."
Der Erzbischof appellierte an die Führungskräfte in Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft, die Stimmung zu ändern und sich nicht durch Pessimismus lähmen zu lassen. "Ich erwarte Führung, die die ganze Energie und Kreativität in Bereiche steckt, die uns vorwärtsbringen." Deutschland könne doch nur mit Innovationen etwa bei der Künstlichen Intelligenz oder Klimatechnologie wirtschaftlich in Konkurrenz zu den USA und China bestehen. "Wir haben nichts anderes als unsere klugen Köpfe. Wenn die Führungsmannschaft in dieser Situation nur vom Spielfeldrand aus die Lage kommentiert und nicht selbst stürmt und kämpft, wird das nichts." (KNA)