Weihnachtszauber? Auch dieses Jahr vor allem dank Eva
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Spätestens heute lassen viele ihren Alltag hinter sich, um sich auf den Weg in ihr persönliches Weihnachtswunderland zu machen: die nostalgische Dekoration, leuchtenden Kinderaugen bei der Bescherung, das opulente Festtagsessen. Diesen "Zauber der Weihnacht" bewirken aber weder Weihnachtsmann noch Wichtel – sondern noch immer ganz überwiegend Frauen.
Natürlich übernehmen auch viele Männer in klassischen Familienkonstellationen Aufgaben zu Weihnachten. Vielleicht haben Sie Ihren Anzug zur Reinigung gebracht, den Einkauf getragen und werden gleich Großtante Gerlinde mit dem Auto abholen. Aber wer hat eigentlich an die Anzugreinigung erinnert, die Einkaufsliste geschrieben und vor zwei Monaten Großtante Gerlindes Teilnahme, Anreise und Übernachtung organisiert?
Diese Form der kognitiven Arbeit ist nicht die einzige unsichtbare Feiertagstätigkeit vieler Frauen. Hinzu kommt oft die emotionale Arbeit, damit familiäre Spannungen – die es überall gibt – nicht völlig eskalieren. In der Addition entsteht eine mentale Belastung, die insbesondere Mütter alljährlich an den Rand ihrer Kräfte bringt.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet heute "Adam und Eva" Namenstag feiern. Viele haben noch die Alte Einheitsübersetzung im Ohr, in welcher Gott vor der Erschaffung der Frau spricht: "Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht." (Gen 2,18) Die Tradition machte aus der "Hilfe" allzu gern eine "Haushaltshilfe". Das hebräische Original "ezer" hat jedoch wenig mit Service und viel mit (teils sogar göttlicher) Rettung zu tun (vgl. Ps 121,2).
Wie Rettung als nette Hilfe unsichtbar wird, illustrieren nicht zuletzt Weihnachtsgottesdienste. Wer zelebrieren und predigen darf, ist klar festgelegt. Aber wer kommt schon primär für die Weihnachtspredigt? Die meisten freuen sich auf den Kirchenschmuck, den Kirchenchor und das Krippenspiel. Auch dahinter stehen mehrheitlich "Evas" – und keine "Adams".
Es geht hier weder um ein schlechtes Gewissen noch einfache Lösungen. Wir alle sind in Strukturen hineinsozialisiert, die sich nur langsam verändern lassen. Vielleicht wäre es ein erster Schritt, diese Weihnachten die Aufmerksamkeit für die zahlreichen Rettungsaktionen der "Evas" in unserem Leben zu schärfen. Denn eines ist klar: Ohne "Eva" kein Weihnachtszauber.
Die Autorin
Valerie Judith Mitwali ist Redaktionsmitarbeiterin bei katholisch.de und promoviert an der Ruhr-Universität Bochum in systematischer Theologie.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.