Bischof: Würde auch zu Veranstaltung von Rechtspopulisten gehen

Kardinal verteidigt Teilnahme an Kongress von Kommunistischer Partei

Veröffentlicht am 23.12.2024 um 12:12 Uhr – Lesedauer: 

Lissabon ‐ Ein Bischof bei einer Parteiveranstaltung der Kommunisten? Trotz der Ablehnung des Kommunismus durch die katholische Kirche ist das für den portugiesischen Kardinal Américo Aguiar kein Problem. Schließlich war er früher selbst Politiker.

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Der portugiesische Kardinal Américo Aguiar hat seine Teilnahme an einem Kongress der Kommunistischen Partei Portugals Mitte Dezember verteidigt. Alle Parteien, die eine Nähe zu den einfachen Menschen pflegten und sich um ihre Probleme kümmern würden, sollten von der Kirche begleitet werden, sagte Aguiar einer portugiesischen Nachrichtenseite, berichtete das US-Medium "National Catholic Register" am Freitag. Er sei offen dafür, in der Zukunft auch an Veranstaltungen anderer Parteien, inklusive der rechtspopulistischen "Chega" teilzunehmen, so der Bischof von Setúbal. "Wir sind gemeinsam auf dem Weg und machen Fortschritte." Es sei wichtig, dass sich alle politischen Parteien für die Realität und die Probleme der Bürger Portugals interessierten. Auf diese Weise könnten auch Jugendliche wieder für die Politik begeistert werden.

Der 51-jährige Aguiar war vor seinem Eintritt ins Priesterseminar 1995 mehrere Jahre Mitglied im Stadtrat von Matosinhos im Norden Portugals. In dieser Zeit war er Mitglied der Sozialistischen Partei des Landes. 2001 wurde Aguiar für die Diözese Porto zum Priester geweiht, 2019 ernannte ihn Papst Franziskus zum Weihbischof im Patriarchat von Lissabon. Der Theologe und Kommunikationswissenschaftler war für die Planung und Durchführung des Weltjugendtags zuständig, der Anfang August 2023 in Lissabon stattfand. Einen Monat zuvor hatte der Papst die Aufnahme Aguiars in das Kardinalskollegium bekanntgegeben, die Ende September 2023 vollzogen wurde. Wenige Tage zuvor war Aguiar zum Bischof von Setúbal ernannt worden.

Im Vorfeld des Weltjugendtags in Portugal hatte Aguiar für Schlagzeilen gesorgt, weil er das Jugendtreffen nicht für eine Veranstaltung zur Evangelisierung halte. "Der Weltjugendtag war, ist und soll keine Veranstaltung zur Bekehrung sein, im Gegenteil, er ist und muss immer eine Gelegenheit sein, einander als Brüder und Schwestern kennenzulernen und zu respektieren", sagte er damals. Aguiar war dafür in konservativen Medien stark kritisiert worden. (rom)