"Einander als Brüder und Schwestern kennenlernen und respektieren"

Künftiger Kardinal: Weltjugendtag ist keine Bekehrungs-Veranstaltung

Veröffentlicht am 12.07.2023 um 15:06 Uhr – Lesedauer: 

Lissabon ‐ Hunderttausende Jugendliche aus aller Welt werden Anfang August nach Lissabon strömen. Für den am Wochenende ernannten Kardinal und Weltjugendtags-Organisator Américo Aguiar soll es dabei aber nicht um Bekehrung gehen. Im Zentrum stehe etwas anderes.

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Der designierte Kardinal und Lissaboner Weihbischof Américo Aguiar hat seine jüngsten Interviewaussagen bekräftigt, wonach der Weltjugendtag junge Menschen nicht zur Kirche bekehren wolle. "Der Weltjugendtag war, ist und soll keine Veranstaltung zur Bekehrung sein, im Gegenteil, er ist und muss immer eine Gelegenheit sein, einander als Brüder und Schwestern kennenzulernen und zu respektieren", sagte der Vorsitzende der Stiftung Weltjugendtag Lissabon 2023 dem portugiesischen Portal "ACI Digital" (Dienstag). "Der Weltjugendtag ist eine Einladung an alle jungen Menschen der Welt zu einer Gotteserfahrung", so Aguiar. Die Kirche dränge sich dabei nicht auf, sondern schlage nur vor. "Wie gut, dass wir alle zur Verfügung stehen, um Zeugnis für den lebendigen Christus abzulegen und auf die Verwandlung zu vertrauen, die nur der lebendige Christus in unserem Leben bewirken kann."

In einem Interview mit dem portugiesischen Fernsehsender "RTP Notícias" hatte Aguiar in der vergangenen Woche betont, der Weltjugendtag wolle junge Menschen dazu bringen, ihre Vielfalt zu respektieren. "Wir wollen keine jungen Menschen zu Christus oder zur katholischen Kirche bekehren, ganz und gar nicht", wurde Aguiar im Anschluss in unterschiedlichen Medien zitiert. "Wir wollen, dass es für einen jungen katholischen Christen normal ist, zu sagen und zu bezeugen, wer er ist, oder dass ein junger Muslim, Jude oder ein junger Mensch einer anderen Religion kein Problem damit hat, zu sagen, wer er ist und dies zu bezeugen, und dass ein junger Mensch, der keine Religion hat, sich willkommen fühlt und sich nicht fremd fühlt, weil er anders denkt."

"Den anderen als Bruder anzunehmen"

Aguiar betonte nun, dass es beim Weltjugendtag darum gehe, "dass all diese jungen Menschen aus allen Ländern der Welt, die in ihr Land und ihr Leben zurückkehren, ihr Leben und die Welt verändern wollen. Wir wollen, dass sie sich nach ihrer Berufung fragen, nach dem Grund für unsere Freude." Bekehrung entstehe durch Zeugnis und im Herzen, nicht im Verstand. "Was sich nie ändert, ist das, was Jesus von uns verlangt: den anderen als Bruder anzunehmen", betonte der künftige Kardinal.

"Von Christus zu sprechen heißt, das Evangelium zu verkünden, und das Evangelium zu verkünden heißt, von Christus zu sprechen", fügte Aguiar hinzu. "Jeder Weltjugendtag ist ein riesiges Feld, auf dem die Saat gesät wird. Die Saat des Wortes, des Zeugnisses, der Freude, des Friedens, der Begegnung, der Versöhnung." Er glaube, "dass der Boden gut ist und die Saat Früchte tragen wird."

Der Weltjugendtag wird vom 1. Bis zum 6. August in der portugiesischen Hauptstadt stattfinden. Als Präsident der Stiftung Weltjugendtag Lissabon 2023 ist Aguiar für die Vorbereitung des Treffens verantwortlich. Der 49-Jährige ist unter dem 21 Kirchenmännern, die am 30. September von Papst Franziskus zu Kardinälen kreiert werden. (cbr)