Vorwürfe von Missbrauch und Luxusleben gegen einstigen kirchlichen Außenamtschef

Nach Skandalen: Russisch-orthodoxer Bischof Hilarion muss in Ruhestand

Veröffentlicht am 28.12.2024 um 09:21 Uhr – Lesedauer: 

Moskau ‐ Metropolit Hilarion wurde schon als möglicher nächster Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche gehandelt. Dann holten ihn Skandale ein, die seine Karriere nun endgültig beendet haben – mit nur 58 Jahren.

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Der frühere Außenamtschef der russich-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion (Alfejew), muss wegen ungebührlichen Verhaltens in den Ruhestand. Einen entsprechenden Beschluss veröffentlichte der Heilige Synod, das Leitungsgremium der russisch-orthodoxen Kirche, am Freitag auf seiner Webseite. Darin bittet der Oberste Kirchenrat den Patriarchen Kyrill I., "Metropolit Hilarion von der Verwaltung der Eparchie Budapest-Ungarn zu entbinden und ihn in den Ruhestand zu versetzen". Zur Begründung heißt es, "dass die Art seiner Beziehungen zu seiner unmittelbaren Umgebung und sein Leben nicht mit dem Bild eines Mönchs und Geistlichen übereinstimmen".

Vorwürfe von sexuellen Übergriffen auf Assistenten

Der Skandal um den 58-jährigen Hilarion, der lange als "Nummer zwei" der russisch-orthodoxen Kirche galt, war im vergangenen Juli ins Rollen gekommen. Die Vorwürfe reichten von sexuellen Übergriffen auf einen Assistenten bis zu einem unangemessenen Leben im Luxus und dem selbstherrlichen Umgang mit Spendengeldern. Hilarion verlor daraufhin vorläufig seine Ämter und wurde als Leiter der Eparchie Budapest-Ungarn suspendiert. Dort setzte der Heilige Synod unter Vorsitz von Patriarch Kyrill I. eine Kommission zur "Untersuchung der Lage der Dinge" ein.

Diese Kommission solle ihre Arbeit zu Ende führen, hieß es in der Mitteilung von Freitag. Die vorübergehende Verwaltung der Diözese Budapest-Ungarn soll Metropolit Mark von Rjasan und Mikhailovskij übernehmen. Zudem weist der Heilige Synod Hilarion als künftigen Dienstort die Kirche Sankt Peter und Paul im tschechischen Karlsbad zu.

Hilarion galt als möglicher Kandidat für das Amt des Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche, bis der Heilige Synod ihn im Juni 2022 überraschend ohne Angaben von Gründen als Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats absetzte und zum Vorsteher der relativ unbedeutenden ungarischen Diözese machte. Mehr als ein Jahrzehnt spielte der Metropolit eine Schlüsselrolle im Dialog mit der katholischen Kirche. Hilarion verfügte über ausgezeichnete Beziehungen zu Papst Franziskus und dem Vatikan. (KNA)