"Zeugnis der persönlichen Geschichte eines Pilgers"

Bis 200 Jahre alt: Zehnjähriger findet Kreuzmedaillon bei Schulausflug

Veröffentlicht am 30.12.2024 um 13:23 Uhr – Lesedauer: 

Jerusalem ‐ Im biblischen Dorf Ein Karem, das unter anderem als Geburtsort Johannes des Täufers bekannt ist, wurde ein 100 bis 200 Jahre alter Kreuzanhänger gefunden. Er könnte von einem Pilger aus Europa stammen.

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Diesen Schulausflug wird ein zehnjähriger Junge vermutlich nie vergessen: Im Viertel Ein Karem im Südwesten Jerusalems entdeckte er auf dem Boden einen "wunderschönen roten Granatapfel", der sich als mosaikverziertes Kreuzmedaillon entpuppte. Der Anhänger sei zwischen 100 und 200 Jahre alt, teilte die israelische Antikenbehörde am Sonntag mit. Möglicherweise brachten ihn Pilger aus Europa nach Jerusalem.

Das goldene Kreuz ist demnach mittels einer Mikromosaiktechnik gestaltet worden, die um 1800 in Rom entwickelt wurde und bis ins frühe 20. Jahrhundert angewendet wurde. Dabei werden Glas und Edelsteine in kleinen Stücken zu Mustern zusammengesetzt. Das Kreuz sei "ein Zeugnis der persönlichen Geschichte eines Pilgers" und spiegele "die zentrale Bedeutung des Heiligen Landes für die drei monotheistischen Religionen wider", so der Jerusalemer Bezirksarchäologe Amit Re'em.

Dorf seit mindestens 4.000 Jahren bewohnt

Bedeutung komme dem Fund auch wegen seines Fundorts zu, so die Behörde. Das archäologisch nachweisbar seit mindestens 4.000 bewohnte Dorf entstand um eine in christlicher Tradition als "Marienquelle" benannte Quelle. Ein Karem gilt als Geburtsort Johannes des Täufers. Sein Name bedeutet "Quelle des Weinbergs" und er wird als "Bet Kerem" (Haus des Weinbergs) bereits im Alten Testament erwähnt.

Neben einer Höhle, die als Geburtsort Johannes des Täufers verehrt wird, verortet die christliche Tradition die "Heimsuchung Mariens" und die Begegnung Marias mit Elisabeth in Ein Karem. In dem Ort wurden laut Antikenbehörde ferner Überreste eines 2.000 Jahre alten jüdischen Ritualbades (Mikwe) gefunden. Der Ort gilt als die Quelle der Steine für den Bau des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem.

Ein Karem und seine Kulturlandschaft sind seit 2015 Kandidat für die UNESCO-Welterbeliste. Es sei "ein außergewöhnliches Zeugnis eines traditionellen wohlhabenden arabischen Dorfes im östlichen Mittelmeerraum, das mit reichen Strukturen und Einrichtungen verbunden ist, die zu seinen heiligen christlichen Traditionen und zu den schnell verschwindenden landwirtschaftlichen Traditionen in den Bergen gehören", so die UN-Kulturorganisation. (KNA)