Wie zwei Theologen die drei Könige und ihre Gaben deuten
Die drei Weisen an der Krippe Jesu in Bethlehem sind nach Auffassung des Eichstätter Theologen Martin Kirschner alles andere als Randfiguren. Sie stünden für jene, die aus allen Kontinenten in ihm den König und Retter der Welt erkennen, wie Kirschner in einem Beitrag für das katholische Magazin "innehalten" (früher "Münchner Kirchenzeitung") schreibt. Dies weise nicht nur auf die universale Bedeutung Jesu und des Heils hin, das er bringe. "Es wird zum Zeichen für eine weltoffene Kirche – und für Menschen, die sich in einer Welt voller Vorurteile, Intrigen und Gewalt für die verborgene Gegenwart Gottes öffnen."
Auch in der Kirche gehe es darum, gemeinsam die "Zeichen der Zeit" zu lesen und zu deuten, wie es die Sterndeuter täten, erinnert der Professor für "Theologie in den Transformationsprozessen der Gegenwart" an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Sie wagten den Aufbruch, um den neugeborenen König zu suchen; zugleich wagten die Drei aber auch Widerspruch und Widerstand gegen die Herrschenden, indem sie nicht zu Herodes zurückkehrten und auf anderen Wegen heimkehrten.
Gold, Weihrauch und Myrrhe
Mit den wertvollen Gaben, die die drei Weisen dem Neugeborenen mitbringen, setzt sich die Theologin Magdalena Bogner in ihrem Beitrag auseinander. Die ehemalige Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands verweist darauf, dass Gold, Weihrauch und Myrrhe auf den ersten Blick nicht wirklich Geschenke seien, die eine junge Familie zum Leben brauche. "Man könnte meinen, die drei gelehrten Männer hätten die Situation der Familie nicht richtig wahrgenommen." Sie brächten mit ihren Geschenken jedoch ihre Verehrung dem Kind gegenüber zum Ausdruck.
Gold, das wertvollste Edelmetall, gebühre Königen, erläutert Bogner. Die Verbreitung des würzigen Weihrauchdufts zur Verehrung Gottes wiederum sei Aufgabe des Priesters. Die Myrrhe, ebenfalls ein wohlriechendes Harz, habe zur Herstellung von heiligem Salböl für Könige und Hohepriester, auch zur Bestattung der Toten gedient. Untersuchungen über die Verwendung des Wortes "Myrrhe" hätten gezeigt dass es einen etymologischen Zusammenhang zwischen Wohlgeruch und Prophetie gebe. "Deshalb kann festgehalten werden, dass der Evangelist die drei Geschenke als Allegorie versteht für das dreifache Amt Jesu: König, Priester und Prophet", so die Theologin. (KNA)