Zuhören statt urteilen

US-Kardinal: Vorurteile gegenüber LGBTQ-Personen überwinden

Veröffentlicht am 07.01.2025 um 17:01 Uhr – Lesedauer: 

New York ‐ Der von Papst Franziskus initiierte synodale Ansatz hat dem Erzbischof von Chicago, Kardinal Blase Cupich, geholfen, seinen Dienst in der Kirche zu überdenken. Kirchenvertreter sollten besser zuhören als urteilen.

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Der Erzbischof von Chicago, Kardinal Blase Cupich, ruft die Kirche dazu auf, Vorurteile gegenüber LGBTQ-Personen beiseite zu legen und ihnen zuzuhören. Dabei gehe es nicht nur um Personen aus der LGBTQ-Gemeinschaft, sondern auch um Verheiratete, Alleinstehende und Menschen in irregulären Situationen, mahnte der Kardinal in einem Beitrag für das Onlineportal "Outreach" (Montag). "Wir sollten ihnen zuhören und nicht davon ausgehen, dass wir wissen, wie sie die Lehre der Kirche verstehen", schreibt er darin.

Als Erzbischof von Chicago habe er mehrfach mit LGBTQ-Katholiken gesprochen, die ihm von Gefühlen der Entfremdung berichtet hätten. Sie fühlten sich vorschnell verurteilt und ausgeschlossen, so Cupich. Und weiter: "Der Schmerz ist besonders groß, wenn sie das in der Familie oder unter Freunden erleben. Das gilt auch, wenn sie es als Mitglieder ihrer eigenen Kirche erleben".

Ihm selbst habe der von Papst Franziskus initiierte synodale Ansatz geholfen, seinen Dienst in der Kirche zu überdenken: "Wir sind erfolgreicher, wenn wir anderen zuhören, bevor wir über sie sprechen oder urteilen", so Cupich.

Widerstandskraft inmitten von Leid

Viele Mitglieder der LGBTQ-Gemeinschaft fühlten sich in der Kirche nicht willkommen, andere berichteten, dass ihnen der Zugang zu katholischen Schulen für ihre adoptierten Kinder verwehrt werde. Cupich schreibt dazu: "Eine Person erzählte mir, dass die Art und Weise, wie sie ausgegrenzt, gemieden und sogar gehasst wurde, sie zu der Schlussfolgerung brachte, dass ihre Homosexualität sie zu einem modernen Aussätzigen machte. Tragischerweise kann diese Art der Entfremdung zu Selbstmordgedanken führen."

Der Kardinal erklärte aber auch, dass es inmitten von Ausgrenzung und Leid eine Widerstandskraft gebe. So würden LGBTQ-Katholiken Gottesdienste besuchen, sich im Gemeindeleben engagieren, täglich beten und Werke der Barmherzigkeit – insbesondere Hilfe für die Armen – praktizieren. Cupich wörtlich: "Viele unserer katholischen Schwestern und Brüder aus der LGBTQ-Gemeinschaft legen Wert auf ein Leben in Gemeinschaft. Sie sind davon überzeugt, dass es wichtig ist, ihren Platz im Leben der Kirche zu verteidigen, denn sie haben nicht nur etwas zu empfangen, sondern auch etwas zu geben, was wir anerkennen und willkommen heißen sollten". (KNA)