Papstvertrauter und US-Kardinal Blase Cupich wird 75 Jahre alt
Offene Briefe gegen den Papst, Attacken bis hin zu Ketzer-Vorwürfen – die USA sind für Franziskus ein schwieriges Pflaster. In kaum einem Land schlägt ihm eine derart gut organisierte Opposition entgegen; nirgends stießen Entscheidungen wie die Einschränkung der lateinischen Alten Messe auf derart heftigen Widerstand. In der US-Bischofskonferenz halten die Konservativen eine Mehrheit.
Umso wichtiger sind die Unterstützer des Papstes. Einer der profiliertesten Vertreter des "Franziskus-Flügels", der Chicagoer Kardinal Blase Cupich, wird am Dienstag (19. März) 75 Jahre alt. Cupich wurde 1949 in Nebraska geboren. Er studierte unter anderem an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. 1998 wurde er Bischof von Rapid City in South Dakota. Ab 2010 war er Bischof von Spokane im Bundesstaat Washington, bis ihn Franziskus schließlich 2014 auf den erzbischöflichen Stuhl in der Metropole Chicago berief.
Cupich auf Seite des Papstes
Das Erzbistum Chicago zählt zu den wichtigen Bischofssitzen der USA. Die auch als "Windy City" bezeichnete Metropole im Bundesstaat Illinois ist die drittgrößte Stadt der USA. Knapp ein Drittel der knapp 2,8 Millionen Einwohner sind Katholiken. Seit 1924 wurde jeder Erzbischof dort auch zum Kardinal ernannt. Franziskus nahm Cupich 2016 ins Kardinalskollegium auf. Im gespaltenen US-Episkopat stellt sich Cupich stets demonstrativ auf Seite des Papstes. "Die Geschichte wird auf diese Zeit als einen Wendepunkt in der Kirchengeschichte blicken, genau wie bei Papst Johannes XXIII. und dem Zweiten Vatikanischen Konzil", sagte er zuletzt im Interview des Kölner Portals domradio.de. Franziskus führe die Kirche "in das nächste Kapitel der Kirchengeschichte".
Ebenso deutlich seine Meinung zu den Papst-Kritikern: "Ich weiß, dass es kritische Stimmen gibt, aber das sind wenige. Sie sind laut, aber sie sind nicht viele", so der Kardinal. Cupich scheut sich nicht davor, manchen Amtsbrüdern öffentlich zu widersprechen. Als der damalige Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Jose Gomez, nach der Wahl des Katholiken Joe Biden zum Präsidenten dessen Haltung zu Abtreibung und Genderfragen als "ernsthafte Bedrohung des Gemeinwohls" kritisierte, bezeichnete Cupich den Brief des Erzbischofs von Los Angeles als "unüberlegte Erklärung". Zudem habe Gomez ohne Absprache mit den anderen Bischöfen gehandelt.
Etwas weniger deutlich positionierte sich der Erzbischof zum Reformvorhaben Synodaler Weg in Deutschland. Er habe dazu keine direkten Einblicke, sagte Cupich im domradio.de-Interview. Wenn es sich jedoch um eine Art parlamentarischen Prozess handle, "in dem demokratische Abstimmungen im Vordergrund stehen, in dem Stimmen ausgezählt und Argumente gegenübergesetzt werden, dann wäre das aus katholischer Sicht in der Tat schwer zu verteidigen". Aber er kenne einige deutsche Bischöfe und wisse, dass diese beste Absichten hätten. "Das sind gute Hirten, die ihr bestes geben, um auf die Stimme der Gläubigen zu hören, ihre Wünsche und Hoffnungen zu sehen. Ich glaube, mit der Zeit wird das Projekt einen guten Abschluss finden."
Auch im wohl schwierigsten Themenfeld für einen Bischof – dem Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt und deren Aufarbeitung – machte Cupich bislang eine vergleichsweise gute Figur. Als im vergangenen Jahr der Generalstaatsanwalt von Illinois, Kwame Raoul, einen Bericht zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in dem US-Bundesstaat vorlegte, bezeichnete Cupich die Ergebnisse als widerlich. Er hoffe, "dass die Veröffentlichung dieses Reports eine Gelegenheit für den Generalstaatsanwalt sein wird, alle Erwachsenen zu mobilisieren, Kinder zu schützen". Generalstaatsanwalt Raoul wiederum würdigte den Erzbischof als "Anführer in der neuen Ära des Umgangs mit Missbrauchsvorwürfen".
Cupich wird gemäß Kirchenrecht zum 75. Geburtstag seinen Rücktritt als Erzbischof anbieten. Doch scheint klar, dass Franziskus auf seine Stimme nur ungern verzichten will. Dass der Papst den altersbedingten Rücktritt unverzüglich annimmt, ist eher unwahrscheinlich.