Standpunkt

Gestaffelter Mutterschutz ist Lebensschutz

Veröffentlicht am 09.01.2025 um 00:01 Uhr – Von Juliane Eckstein – Lesedauer: 

Bonn ‐ Lebensschutz ist kein Kippschalter, der mit einer einzigen Maßnahme an- oder auszuschalten ist. Lebensschutz ist ein Puzzle, das aus vielen Einzelteilen besteht – ein Puzzleteil könnte der Bundestag noch in dieser Legislatur beschließen, kommentiert Juliane Eckstein.

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Kurz vor Weihnachten wurden im Deutschen Bundestag zwei Gesetzesentwürfe zum Mutterschutz nach einer Fehlgeburt eingebracht. Beide wollen den gesetzlichen Mutterschutz auf Frauen ausweiten, die vor der 24. Schwangerschaftswoche ein Kind verlieren. Damit würden sie nach einer Fehlgeburt von der Erwerbsarbeit freigestellt und Anspruch auf Mutterschaftsgeld erhalten – entweder ab der 13. (CDU/CSU) oder ab der 15. Schwangerschaftswoche (SPD, Bündnis 90/Die Grünen) – und in Abhängigkeit vom Fortschritt der Schwangerschaft.

Beide Entwürfe liegen nah beieinander und erfreuen sich einer überparteilichen Unterstützung. Die Chancen stehen gut, dass eine Regelung noch in der laufenden Legislaturperiode beschlossen wird. Dies ist eine gute Nachricht für den Lebensschutz, denn eine solche Regelung stärkt das Bewusstsein für den Wert des werdenden Lebens.

Die Gesetzesentwürfe betonen, dass sich die Geburt eines Kindes vor der 24. Schwangerschaftswoche nicht wesentlich von der Geburt danach unterscheidet. Sie erkennen an, dass Schwangerschaften stets mit körperlichen Veränderungen einhergehen, die nicht von einem Tag auf den anderen verschwinden. Im Bundestag wurde besonders hervorgehoben, dass auch der Tod eines ungeborenen Kindes meist mit Gefühlen der Trauer und des Verlustes einhergeht, für deren Verarbeitung es einen angemessenen Schutzraum braucht.

Am bemerkenswertesten ist der ausdrückliche Wunsch von allen Seiten, das zweite Schwangerschaftstrimester auch begrifflich unter den Mutterschutz zu fassen. Das heißt, Schwangere in dieser Phase würden von Gesetzes wegen als Mütter behandelt.

Natürlich ändert eine solche Regelung die gesellschaftliche Debatte um den Schutz des Lebens nicht mit einem Schlag. Aber Lebensschutz ist kein Kippschalter, der mit einer einzigen Maßnahme an- oder auszuschalten ist. Lebensschutz ist vielmehr ein Puzzle, das aus vielen Einzelteilen besteht. Ein gestaffelter Mutterschutz ist eines dieser Puzzleteile und sollte daher von allen unterstützt werden, denen Lebensschutz am Herzen liegt.

Von Juliane Eckstein

Die Autorin

Dr. Juliane Eckstein ist Theologin und Alttestamentlerin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.