Kardinal Schönborn: Jeder kann zum Flüchtling werden
Nach Ansicht von Kardinal Christoph Schönborn ist das "Gelingen des gesellschaftlichen Miteinanders von Eingesessenen und Dazugekommenen entscheidend für unsere Zukunft". Während des Dankgottesdienstes am Samstag anlässlich der bevorstehenden Emeritierung sagte der Wiener Erzbischof: "Ein Herz für Flüchtlinge zu haben, gehört zur Menschlichkeit. Es kann auch unser Schicksal werden."
Zudem rief Schönborn, der an diesem Mittwoch seinen 80. Geburtstag feiert, zu Mitgefühl innerhalb der Gesellschaft auf. Das mache eine Gesellschaft erst menschlich. Unbarmherzigkeit vergifte hingegen. Seinen größten Wunsch nannte Schönborn auch: "Das gegenseitige Wohlwollen soll nie verloren gehen, auch wenn wir Konflikte haben."
Kirchenaustritte und religiöser Analphabetismus
Der Wiener Erzbischof erwähnte allerdings auch die Kirchenaustritte, alleine 85.000 im Jahr 2023. "Wir nähern uns einem weit verbreiteten religiösen Analphabetismus." Diese könne jedoch auch Chancen bieten für eine neue Suche nach Sinn sowie dem Entdecken des Glaubens. "Seltsam" sei jedoch, dass sich trotz der zahlreichen Kirchenaustritte zwei Drittel der Bevölkerung "wünschen, dass Österreich weiter ein christliches Land bleibt".
An der Festmesse im Stephansdom nahmen Vertreter des österreichischen Staates, der Kirchen und Religionen teil. Vor der Messe sagte Erzbischof Franz Lackner: "An der Schwelle zum 21. Jahrhundert hat Christoph Kardinal Schönborn alle großen Entwicklungen, alle Weichenstellungen der Kirche in Österreich und auch in der Welt entscheidend mitbestimmt und mitgestaltet." Lackner hatte im Juni 2020 den Vorsitz der Bischofskonferenz von Schönborn übernommen, der dieses Amt nach 22 Jahren von sich aus altersbedingt zurückgegeben hatte. (KNA)