Katholiken und Protestanten in Frankfurt haben gemeinsam Mahl gefeiert
Katholische und evangelische Christen in Frankfurt haben am Sonntag über Konfessionsgrenzen hinweg gemeinsam Abendmahl und Eucharistie gefeiert. Michael Thurn, Leiter der katholischen Stadtkirche, erklärte: "Anders als bei unseren evangelischen Geschwistern kann katholischerseits zwar noch keine generelle Einladung zum Kommunionempfang selber ausgesprochen werden." Wohl aber könne die je einzelne Gewissensentscheidung, zur Eucharistie oder zum Abendmahl hinzuzutreten, respektvoll anerkannt werden.
"Im gemeinsamen Vertrauen auf die Gegenwart Jesu Christi in unseren Mahlfeiern wächst auch unser Vertrauen zueinander", so Thurn laut einer Mitteilung der katholischen Stadtkirche Frankfurt. Das sei ein Hoffnungssignal in einer Zeit, in der zu viele Menschen auf Misstrauen und Spaltung setzten.
Gemeinsame Mahlfeiern
"Gemeinsam am Tisch des Herrn" – so hatte der Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen bereits 2019 ein Papier überschrieben, das 2021 beim Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt (ÖKT) Inspiration für "ökumenisch sensible" Eucharistiefeiern und Abendmahlsfeiern in einigen Gemeinden war. Der Arbeitskreis hatte ein Votum für eine wechselseitige Teilnahme einzelner Gläubiger an der Eucharistie- oder Abendmahlsfeier der jeweils anderen Konfession auf Basis einer Gewissensentscheidung begründet.
Am Sonntag seien "in ganz Frankfurt viele Christinnen und Christen erneut in den Gottesdiensten der jeweils anderen Konfession zu Gast gewesen", hieß es jetzt. Der evangelische Stadtdekan Holger Kamlah zeigte sich dankbar, dass man "einen weiteren wichtigen Schritt in der Ökumene gegangen" sei. In den "gemeinsamen Mahlfeiern" sei die Gemeinschaft als Christen "neu erlebbar" gewesen, betonte er. "Heute haben nicht nur Einzelne für ihr individuelles Leben Kraft tanken können, heute wurden auch gemischtkonfessionelle Paare für ihren gemeinsamen Lebensweg gestärkt."
Gepredigte Gastfreundschaft leben
Christiane Moser-Eggs leitet gemeinsam mit Michael Thurn die katholische Stadtkirche. Sie verstehe "die gegenseitigen Einladungen als Impuls, die Gastfreundschaft, über die häufig gepredigt würde, auch zu leben".
"Ökumenisch sensibel" Eucharistie oder Abendmahl zu feiern, bedeutet den Angaben zufolge auch, "dass evangelischerseits beispielsweise anerkannt wird, dass Brot und Wein während der Feier ganz aufgebraucht werden". Katholischerseits werde unter anderem berücksichtigt, "dass die Eucharistie in Form von Brot und Wein gereicht und auf Marienlieder verzichtet wird". (KNA)