Präventionsmaßnahmen müssten künftige Generationen bewerten

Erzbischof Gössl: Biete jedem Missbrauchsbetroffenen Gespräch an

Veröffentlicht am 24.01.2025 um 13:49 Uhr – Lesedauer: 

Bamberg ‐ Die Zeit, in der der "Deckmantel des Schweigens" über Missbrauch gelegt wurde, ist aus Sicht von Erzbischof Gössl vorbei. Er bietet Betroffenen ein persönliches Gespräch an – und räumt ein, die Dimensionen unterschätzt zu haben.

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Nach Ansicht des Bamberger Erzbischofs Herwig Gössl ist der frühere Umgang mit Missbrauchsfällen in der Kirche bis heute belastend. Früher habe es den vielzitierten "Deckmantel des Schweigens" tatsächlich gegeben – "und er ist ein schweres Erbe für uns", sagte Gössl in einem am Freitag zunächst online veröffentlichten Interview des "Fränkischen Tags". Er wolle heute aber alle Betroffenen ermutigen, sich zu melden: "Auch ich persönlich stehe jedem Betroffenen, der das wünscht, für ein Gespräch zur Verfügung."

Die Zeiten, in denen Täter gedeckt und Taten vertuscht worden seien, seien im Erzbistum Bamberg definitiv vorbei, so der Erzbischof. Er räumte aber ein, die Ausmaße unterschätzt zu haben, als die ersten Fälle vor 15 Jahren öffentlich geworden seien: "Ich ging damals davon aus, dass das schreckliche Einzelfälle sind. Es überstieg meine Vorstellungskraft, dass es auch bei uns im Erzbistum Missbrauchsfälle geben könnte." Das habe sich dann geändert, als die ersten Vorwürfe vor Ort bekannt geworden seien. Doch er frage sich noch immer, wie Priester, die ihr Leben der Nachfolge Jesu gewidmet hätten, sich an Kindern vergehen könnten.

Das Erzbistum Bamberg tue heute alles für die Aufarbeitung, was in seinen Möglichkeiten stehe, zeigte sich Gössl überzeugt. Er verwies auf die MHG-Studie von 2018 sowie auf die Aufarbeitungsstudie im Erzbistum Bamberg, die bis 2026 läuft. "Die Forscher bekommen volle Einsicht in alle Archivdokumente", betonte der Erzbischof. Zudem gebe es im ganzen Erzbistum umfassende Präventionsmaßnahmen, um zukünftige Fälle möglichst zu verhindern. "Ob damit tatsächlich alles Mögliche getan ist, müssen vermutlich künftige Generationen bewerten." (KNA)