Nach Missbrauchsbericht: Bozener Bischof kündigt Maßnahmen an
Der Südtiroler Bischof Ivo Muser hat nach dem Missbrachsgutachten für das Bistum Bozen-Brixen erklärt, er übernehme Verantwortung und wolle als Bischof verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Muser äußerte sich am Freitag in Bozen bei einer Pressekonferenz.
Das von deutschen Juristen erstellte unabhängige Gutachten war am Montag vorgestellt worden. Demnach wurden im Bistum Bozen-Brixen in den vergangenen 60 Jahren insgesamt 41 Priester des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger beschuldigt; 29 von ihnen wurden als "mit hoher Wahrscheinlichkeit" nachweisbare Täter eingestuft.
"Ich übernehme die Verantwortung für Versäumnisse während meiner Amtszeit", erklärte Muser, der das Bistum in Südtirol seit 2011 leitet. Es habe Versäumnisse bei der Kontrolle auffälliger Priester sowie bei präventiven Maßnahmen gegeben. Ferner räumte er eine "mangelhafte Dokumentation der eigenen Schritte im Umgang mit Missbrauchsfällen" ein. Muser bat die Betroffenen um Vergebung und erklärte: "Ich sehe dieses Gutachten als Auftrag, mit aller Entschlossenheit weiterzuarbeiten."
Das Gutachten im Wortlaut
Die Diözese Bozen-Brixen hat das gesamte Gutachten sowie eine Kurzzusammenfassung auf ihrer Internetseite veröffentlicht.
Die Diözese Bozen-Brixen wolle verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen und den Opfern Gerechtigkeit widerfahren lassen, so Muser. Es brauche "Mut, Geduld und Entschlossenheit, um diese Aufgabe zu bewältigen".
Muser kündigte an, noch in diesem Jahr verbesserte Richtlinien für den Umgang mit Missbrauchsfällen vorzulegen. Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe solle die Fälle der noch lebenden beschuldigten Priester überprüfen. Ferner solle die Ombudsstelle gestärkt werden. Auch sollten mehr Frauen in kirchliche Führungspositionen berufen werden.
Generalvikar Eugen Runggaldier sprach bei der Pressekonferenz von "systemischen Ursachen" von Missbrauch, die es zu bekämpfen gelte. "Missbrauch in der Kirche ist kein Einzelfallphänomen, sondern das Ergebnis systemischer Defizite", erklärte er. Dazu zählten eine unreife Sexualität und eine häufige Vereinsamung von Priestern, ebenso "klerikalistische Strukturen" und fehlende Transparenz. (KNA)