Kardinal aus Peru weist Missbrauchsvorwurf kategorisch zurück
In einer persönlichen Erklärung hat der peruanische Kardinal Juan Luis Cipriani einen Missbrauchsvorwurf zurückgewiesen. "Ich habe weder ein Verbrechen begangen, noch habe ich 1983, davor oder danach, jemanden sexuell missbraucht", erklärte der ehemalige Erzbischof von Lima in einer Stellungnahme zu einem Bericht der spanischen Tageszeitung "El Pais".
Die Zeitung hatte behauptet, Papst Franziskus habe Cipriani nach Bekanntwerden eines Missbrauchsvorwurfs im Jahr 2019 auferlegt, Peru zu verlassen und keine Gewänder und Symbole eines Kardinals zu verwenden sowie keine öffentlichen Erklärungen abzugeben. Auch habe er ihm verboten, an einer künftigen Papstwahl teilzunehmen. Ein kirchenrechtliches Verfahren habe es nicht gegeben, der Kardinal habe sich den Anordnungen gefügt. Anfang Januar sei Cipriani, der seither in Madrid und in Rom lebte, nach Peru gereist und habe dort vom Bürgermeister von Lima, Rafael Lopez Aliaga, der wie Cipriani der konservativen katholischen Organisation "Opus Dei" angehört, den höchsten Verdienstorden der Hauptstadt erhalten.
Papst hatte Rücktrittsangebotb 2019 umgehend akzeptiert
Im Jahr 2019 hatte Cipriani mit 75 Jahren aus Altersgründen seinen regulären Rücktritt angeboten, den der Papst umgehend akzeptierte. Hintergrund der sofortigen Annahme sei der Vorwurf eines heute 58-jährigen Mannes. Dieser habe behauptet, Cipriani habe ihn als Heranwachsenden im Jahr 1983 berührt und geküsst. Das Opfer, dessen Name nicht bekannt ist, habe gegenüber "El Pais" die Vorwürfe bestätigt.
Cipriani erklärte nun in einem Offenen Brief an die Zeitung, er sei im August 2018 über eine Beschwerde informiert worden, die ihm jedoch nicht gezeigt worden sei. Dann habe ihn der päpstliche Nuntius ohne Anhörung und ohne Verfahren im Dezember 2019 mündlich darüber informiert, dass die Römische Glaubenskongregation eine Reihe von Strafen gegen ihn verhängt habe. Darunter sind die Einschränkung seines priesterlichen Dienstes und die Verlegung seines Wohnsitzes ins Ausland. Zudem sei er aufgefordert worden, über die Angelegenheit zu schweigen.
Parallelen zum Fall des australischen Kardinals George Pell?
Im Februar 2020 habe ihm der Papst im Rahmen einer Audienz dann erlaubt, wieder als Priester tätig zu sein. Bis zu seinem 80. Geburtstag im Dezember 2023 habe er in Rom gelebt und sei seinen Aufgaben in der Vatikanbehörde für Heiligsprechungen nachgekommen. Nun werde er aufgrund von Informationen beschuldigt, die im Vatikan der Geheimhaltung unterlägen und über die er selbst nicht verfüge.
"Leider ist es nicht das erste Mal, dass ein Kardinal fälschlicherweise beschuldigt wird, mit Geschichten voller reißerischer Details", schrieb Cipriani. Offenbar spielte er damit auf den Fall des australischen Kardinals George Pell an. Dieser war 2019 zu Unrecht wegen eines Missbrauchsvorwurfs zu einer Haftstrafe verurteilt und inhaftiert worden. Das Urteil wurde 2020 in letzter Instanz aufgehoben. (KNA)