Ordensfrauen zu Migration: Kein Verdienst, hier geboren zu sein
Die Gruppe "Ordensfrauen für Menschenwürde" hat die Bedeutung der bevorstehenden Bundestagswahl betont und alle Wählerinnen und Wähler zu einer verantwortungsvollen Stimmabgabe aufgerufen. "Wir alle sind aufgefordert, unser Recht auf Mitbeteiligung wahrzunehmen und unsere Stimme abzugeben. Wem wir diese Stimme geben, ist nicht egal!", heißt es in dem Aufruf der Gruppe, der katholisch.de vorliegt. Der Zusammenschluss "Ordensfrauen für Menschenwürde" hat sich 2018 in München gebildet. Die Gruppe umfasst nach eigenen Angaben Ordensfrauen aus verschiedenen, auch international tätigen Gemeinschaften“, die ihre Stimme zu gesellschaftlichen und kirchlichen Entwicklungen erhöben.
"Radikale Kräfte gehen mit Hetzparolen auf Stimmenfang"
Was man in anderen Ländern erleben müsse, geschehe zunehmend auch in Deutschland: "Radikale Kräfte gehen mit populistischer Rhetorik und Hetzparolen auf Stimmenfang, kritisieren die Ordensfrauen. Sie verbreiten Falschbehauptungen und gaukeln den Wähler*innen Lösungen vor, die keine sind. Mit den Mitteln der Demokratie wollen sie die Demokratie aushöhlen und den Rechtsstaat untergraben." Politiker, die den Begriff "Remigration" verwendeten, schmälerten die Leistungen derer, die trotz innerer und äußerer Schwierigkeiten seit vielen Jahren in Deutschland arbeiteten und Steuern zahlten. "Sie übergehen unser Grundgesetz, das die Unantastbarkeit der Würde jedes einzelnen Menschen als die oberste Richtschnur nennt."
Die Parole "Deutschland den Deutschen" missachte, dass alle Bundesbürger Menschen mit Migrationshintergrund seien und "es kein persönlicher Verdienst ist, hier geboren zu sein". Deshalb solle jeder willkommen sein, der für die nächste Generation ein besseres Leben wünsche und zum Gemeinwohl beitrage.
Dringend nötige Reform der Steuerpolitik zugunsten der Ärmeren
Die Ordensfrauen widmen sich in ihrem Aufruf auch der im Wahlkampf bislang nur wenig beachteten Herausforderung des Klimawandels und notwendigen politischen Maßnahmen: "Der Zusammenhang zwischen Ressourcenverbrauch und Klimawandel ist gut wissenschaftlich belegt." Wer dies nicht sehen wolle, verschließe die Augen vor der Realität und streue auch anderen Sand in die Augen. Wer die jetzt nötigen Ausgaben für die Förderung erneuerbarer Energie kürzen wolle, habe nicht verstanden, dass die Zeit dränge. "Je länger wir mit dem Umbau des Energiemarktes warten, desto teurer wird Klimapolitik für die kommenden Generationen", heißt es in dem Papier, das zudem für ein Ja zur Selbstbestimmung und Geschlechtergerechtigkeit, zur Vielfalt von Lebensentwürfen und zum gegenseitigem Respekt wirbt.
"Die Annahme, dass unser Wohlstand ohne Einschränkungen und Verzicht weiter garantiert werden kann, ist unrealistisch", mahnen die Ordensfrauen. Deshalb sei es sinnvoll, eine dringend nötige Reform der Steuerpolitik zugunsten der Ärmeren in Angriff zu nehmen, um soziale Unruhen und weitere politische Radikalisierung zu vermeiden und soziale Stabilität zu gewährleisten. „Es gibt im Kleinen wie im Großen immer wieder die Erfahrung, dass Menschen wahre Wunder der Güte, des Erbarmens und der Großherzigkeit vollbringen", hieß es in dem Aufruf. Aber Menschenwürde, Gerechtigkeit und Frieden seien keine Selbstläufer, sondern müssten erkämpft werden. (stz)