Bischof Hanke verteidigt Kinderbeichte
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat die Kinderbeichte verteidigt. "Warum sollte solch eine Gnade einem Kind, das getauft ist und zum Tisch des Herrn hinzutreten darf, vorenthalten werden und nur für Erwachsene sein?", sagte Hanke der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" (Dienstag online). Die Beichte biete die Möglichkeit, sich mit Gott, mit anderen Menschen und mit sich selbst zu versöhnen. "Auch für Kinder ist dieses Sakrament ein wichtiges Instrument für die Reifung des Personseins in Christus", betonte Hanke.
Hintergrund ist eine aktuelle Petition in Polen, die ein Beichtverbot für Personen unter 18 Jahren fordert. Sie wurde im Oktober beim polnischen Parlament eingereicht und hat mittlerweile über 13.000 Unterschriften. Laut dem Initiator ist die Beichte "eine Erfahrung von Demütigung und Angst, ein traumatisches, unangenehmes Ereignis, das die Kinder nicht wollen und gegen das sie sich nicht wehren können". Scharfe Kritik an der Petition übte der Posener Erzbischof Stanislaw Gadecki, ehemaliger Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz. "Es ist wichtig, Kindern die Beichte zu ermöglichen, weil ein Kind nicht ab 18 Jahren, sondern von Geburt an ausgebildet werden sollte", so Gadecki.
Unterschiedliche Lebensumstände berücksichtigen
Weiter erklärte Hanke, die Kinderbeichte habe nichts mit Zwang zu tun. Seelsorgerische Begleitung, die von Empathie, Wertschätzung und einem tiefen Verständnis für die Situation des Einzelnen geprägt sei, helfe, dem Beichtenden, sich zu respektieren und von Gott angenommen zu fühlen "ohne das Gefühl von Druck oder Zwang". Allerdings solle die Beichte in "einer altersgerechten und menschenzugewandten Weise" geschehen. Dabei müssten die unterschiedlichen Bedürfnisse und Lebenswirklichkeiten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen berücksichtigt werden.
Das Kirchenrecht sieht vor, dass Kinder erst nach vorheriger sakramentaler Beichte die Erstkommunion empfangen können (can. 914 CIC). In Deutschland gibt es Kritik an dieser Praxis. Der Psychiater und Leiter der MHG-Studie Harald Dreßing betonte etwa, dass Kinder im Erstkommunionalter noch nicht in der Lage seien, die Themen Schuld und Sünde zu erfassen. Außerdem sei die Beichte in der Vergangenheit zur Anbahnung und Vorbereitung von Missbrauchstaten genutzt worden. Auch einige Theologen sehen die Kinderbeichte kritisch. (KNA)