Rekonstruktion nach Reliquie: So sah Thomas von Aquin wirklich aus
In der Kunst wird der mittelalterliche Theologe Thomas von Aquin aufgrund der Überlieferung oft als wohlgenährter Geistlicher dargestellt. Doch eine forensische Gesichtsrekonstruktion legt nun nahe, dass der Dominikaner nicht übergewichtig war. Eine Gruppe mehrerer Wissenschaftler der brasilianischen Bundesuniversität von Uberlândia bezog sich bei ihren Untersuchungen auf den in Toulouse in Südfrankreich als Reliquie verehrten Schädel des Aquinaten, berichtete die britische Zeitung Daily Mail. Auch im italienischen Priverno wird eine Schädelreliquie verehrt, die Thomas von Aquin zugerechnet wird. Doch bei diesem Schädel sei es aufgrund historischer Daten eher unwahrscheinlich, dass er wirklich von dem bedeutenden Theologen stamme, so der 3-D-Designer Cicero Moraes, der die Gesichtsrekonstruktion federführend erstellt hat.
Das rekonstruierte Antlitz von Thomas zeige ein demütiges Gesicht, so Moraes weiter. Die Forschergruppe habe fotografische Daten und Informationen zur Struktur des Kopfes benutzt und diese für die Rekonstruktion kombiniert. "Der herausforderndste Teil war, die fehlenden Regionen des Schädels zu ersetzen." Dazu habe man jedoch Vergleichsdaten von Bildern aus der Computertomografie anderer menschlicher Schädel benutzt. Auf ähnliche Weise habe er bereits die Schädel anderer Heiliger untersucht und ihre Gesichter rekonstruiert, sagte Moraes.
Thomas von Aquin lebte von 1225 bis 1274 und gilt als einer der einflussreichsten Philosophen und Theologen der Kirchengeschichte. Der Dominikaner war einer der Hauptvertreter der Scholastik und wird heute als Heiliger und Kirchenlehrer verehrt; er trägt den Beinamen "Doctor Angelicus" ("engelsgleicher Doktor"). 2025 wird im Dominikanerorden als Festjahr aufgrund des 800. Geburtstags des Aquinaten begangen. (rom)
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