Mehrheit der Wählenden wolle Stärkung der demokratischen Mitte

Nach Bundestagswahl: Bischof Bätzing erhofft zügige Regierungsbildung

Veröffentlicht am 23.02.2025 um 20:09 Uhr – Lesedauer: 6 MINUTEN

Bonn/Berlin ‐ Nach der Bundestagswahl ist vor der Regierungsbildung – und da sind noch viele Fragen offen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat erste Wünsche formuliert. Dabei appellierte er an alle demokratischen Kräfte.

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Nach der Bundestagswahl hofft der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, auf eine rasche Regierungsbildung. "Ich hoffe, dass wir jetzt zügig eine stabile Regierung bekommen, die die Probleme anpackt", sagte der Limburger Bischof am Sonntagabend der Katholischen-Nachrichten Agentur (KNA).

Das Wahlergebnis zeige, dass die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler eine Stärkung der demokratischen Mitte wolle, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende weiter. Nun müssten die demokratischen Kräfte zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger zusammenarbeiten. "Das heißt zuhören, einander verstehen und konstruktiv um gerechte Lösungen ringen und zu Kompromissen bereit sein", erklärte Bätzing. "Deutschland muss dabei in einem demokratischen Europa eingebunden sein, als rechtsstaatliches, freiheitliches, weltoffenes und solidarisches Land."

Extremistische Kräfte und solche, die trotz des völkerrechtswidrigen Angriffs auf die Ukraine mit Wladimir Putins Russland sympathisierten, dürften nicht den Ton angeben, betonte der Limburger Bischof. "Gerade angesichts der internationalen Situation wünsche ich mir sehr, dass Europa durch diese Wahl und die neue Regierung gestärkt wird."

Wahlbeteiligung "gutes Zeichen für unser Land"

Ausdrücklich würdigte Bätzing die stark gestiegene Wahlbeteiligung als "gutes Zeichen für unser Land, dass die Demokratie ernstgenommen wird". Ersten Angaben zufolge lag die Wahlbeteiligung bei über 80 Prozent.

Ähnlich äußerte sich der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. "Angesichts der Herausforderungen, vor denen unser Land, Europa und im letzten die ganze Welt stehen, hoffe ich, dass es zügig zur Bildung einer neuen Bundesregierung kommt, die dann maßvoll und klug die politischen Probleme unserer Zeit angeht, den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert und allen Tendenzen von Spaltung und Polarisierung wirksam entgegentritt", sagte Woelki der Plattform domradio.de.

Der Hamburger Erzbischof appellierte am Wahlabend an den gesellschaftlichen Zusammenhalt. "Hoffentlich bleiben wir gesellschaftlich beieinander und überwinden die Gräben, die sich in den letzten Wochen gezeigt haben." Er wünsche sich eine Regierung, die die Zukunftsthemen des Landes wie Wirtschaft, Umwelt und Leben in Würde mutig angehe. "Aus meiner christlichen Perspektive müssen soziale Gerechtigkeit und die Integration der Menschen, die zu uns kommen, einen festen Platz auf der politischen Agenda haben."

Bild: ©picture alliance/Rene Traut Fotografie/Rene Traut

Die Unionsparteien errangen die meisten Stimmen.

Ausdrücklich würdigte Heße die hohe Wahlbeteiligung. Dies zeige, dass das Interesse am politischen Geschehen gewachsen sei. "Es ist zu hoffen, dass ab sofort alle demokratisch gesinnten Politikerinnen und Politiker wieder aufeinander zugehen, um sich gemeinsam und fair für eine stabile und leistungsstarke Demokratie einzusetzen", so der Erzbischof. "Die Herausforderungen werden in der nächsten Zeit nicht kleiner."

Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz dankte allen, die ihre Stimme abgegeben und die Wahl ermöglicht hatten – und den Menschen in der Politik: "Sie stehen unter großem Druck und vor massiven Herausforderungen", sagte er in einer Stellungnahme am Sonntag auf der Webpräsenz des Erzbistums. Dazu seien sie viel zu oft Anfeindungen und Schmähungen ausgesetzt. "Ich hoffe, dass sie nach einer Zeit des harten Wahlkampfes zu einem konstruktiven, klugen und tragfähigen Miteinander finden – einem Miteinander, das die Menschen und die Aufgaben, für die sie Verantwortung tragen, über die parteipolitischen Interessen hinweg in den Mittelpunkt stellt und dem Vertrauen der Wählerinnen und Wähler gerecht wird."

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gratulierte Friedrich Merz von der CDU zum Wahlsieg. "In Zeiten einer besorgniserregenden Fragmentierung der Gesellschaft brauchen wir in Deutschland jetzt einen Kanzler, der eint. Der europäisch denkt. Und der einem vielfältigen Land mit großen Herausforderungen Hoffnung gibt", sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp am Sonntagabend der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Wer Zukunft will, darf in dieser Situation nicht zurück in die Vergangenheit. Nicht bei der Klimapolitik. Nicht bei der Wirtschafts- und auch nicht bei der Sozialpolitik", fügte Stetter-Karp hinzu. Die Präsidentin des Dachverbandes der katholischen Laien würdigte die hohe Wahlbeteiligung. Zugleich zeigte sie sich besorgt über die Zugewinne der AfD: "Das muss uns herausfordern, uns weiter mit ganzer Kraft einzusetzen für unsere Demokratie und gegen Rassismus.

Sorge über extremistische Positionen

Im Ausgang der Bundestagswahl sieht die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, einen klaren Auftrag. "Jetzt nach der Wahl stehen die Parteien der demokratischen Mitte vor der anspruchsvollen Aufgabe, mit diesem Wahlergebnis konstruktiv und verantwortungsvoll umzugehen", sagte sie am Sonntagabend auf Anfrage. "Ich hoffe, dass eine neue Regierung die politischen Rahmenbedingungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und ein weltoffenes Deutschland stärkt, ein Deutschland, in dem Menschenwürde und wechselseitiger Respekt zählen."

Die hohe Wahlbeteiligung zeige: "Viele Menschen wissen, wie wichtig es gerade in diesen unsicheren Zeiten ist, sich politisch zu beteiligen", so Fehrs. Zugleich zeigte sie sich sehr besorgt darüber, dass extremistische Positionen größere Zustimmung gefunden hätten als noch vor vier Jahren. "Völkische Parolen und menschenverachtende Haltungen sind mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar", betonte die Hamburger Bischöfin. "Als Kirche und Diakonie sehen wir die Verpflichtung, unseren Teil zu einem friedlichen und solidarischen Miteinander beizutragen und gerade auch in Krisen und Konfliktlagen der Verständigung so viel Raum wie möglich zu geben."

Die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, mahnte zum vereinten Einsatz für Demokratie und Nächstenliebe. "Ich ermutige alle, sich weiterhin für ein Miteinander einzusetzen, das von Respekt, Solidarität und Achtung der Menschenwürde geprägt ist", sagte sie am Sonntagabend in Schwerin. "Mit großer Sorge sehe ich allerdings, dass in Teilen unseres Kirchengebietes auch Kandidatinnen und Kandidaten direkt in den Bundestag gewählt wurden, deren Äußerungen und Positionen unsere Gesellschaft spalten und Menschen ausgrenzen." Die evangelische Nordkirche erstreckt sich über die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg. (cph/KNA)

Fortlaufend um Stimmen ergänzt.