Kölner Stadtdechant: Karnevalswagen zu Missbrauch ist misslungen

Den für den Kölner Rosenmontagszug geplanten Motivwagen zu Missbrauch in der Kirche hält der katholische Stadtdechant Robert Kleine "für nicht gelungen". Zwar dürfe und müsse der Karneval den Finger in die Wunde des Missbrauchs legen, sagte der oberste kommunale Vertreter der katholischen Kirche dem Internetportal domradio.de (Montag). Aber das Motiv sei missverständlich: Zuschauer könnten es so verstehen, dass nicht Geistliche für die Verbrechen verantwortlich seien, sondern der christliche Glaube. An einer Vorstellung aller Wagen des Zugs am Dienstag will er trotzdem teilnehmen – und seinen Segen spenden.
Der Wagen zeigt einen jungen Messdiener, der vor einem Beichtstuhl steht. Aus diesem reckt sich der Arm eines Geistlichen, der ihn mit einem lockenden Finger hineinbittet. Auf dem Beichtstuhl steht der Satz: "Jesus liebt dich".
Festkomitee beruft sich auf Kunstfreiheit
Laut Kleine wird mit der Aussage "Jesus liebt dich" der Missbrauch direkt mit dem christlichen Glauben in Verbindung gebracht. Darüber habe er seinen Ärger bekundet und dem Festkomitee empfohlen, den Satz wegzulassen. Allerdings berufe man sich dort auf die Freiheit der Meinungsäußerung und der Kunst.
Nach Ansicht von Kleine kommt der Motivwagen zehn bis fünf Jahre zu spät. "Als die Verbrechen aus der Vergangenheit publik wurden, da wäre das ein passender Wagen gewesen", so der Geistliche. Inzwischen hab es aber Aufklärungsgutachten gegeben. Zudem seien im Erzbistum Köln Präventionsmaßnahmen ergriffen worden.
Kritisch sieht der Stadtdechant auch, dass der Wagen in der Zug-Kategorie "Internationales" laufen soll. Die Begründung, dass es Missbrauch von Geistlichen in der ganzen Welt gebe, werde von den Besuchern des Zuges nicht verstanden. "Dieser Wagen wird auf uns und unsere Stadt und auf unser Bistum bezogen und nicht auf andere Länder."
Trotz Kritik Wagensegnung
Trotz seiner Kritik an dem Wagen will Kleine am Dienstag am traditionellen "Richtfest zum Kölner Rosenmontagszug" teilnehmen. Dann werden in der Wagenbauhalle die neuen Persiflagewagen vorgestellt. Kleine und der Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln, Bernhard Seiger, werden laut Einladung den Zug segnen. "Es heißt immer Wagensegnung", so Kleine. Aber der Segen gelte den Menschen, die am Rosenmontagszug teilnehmen. "Ich heiße auf keinen Fall jeden Wagen gut und jedes Motiv."
Am Wochenende hatte bereits der Amtsleiter des Erzbistums Köln den Wagen als Grenzüberschreitung kritisiert. Auch CDU-Politiker um den ehemaligen Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma protestierten dagegen. (KNA)