Zahl der Christen in den USA nach jahrelangem Rückgang stabilisiert
Nach Jahren des kontinuierlichen Rückgangs hat sich die Zahl der Christen in den USA stabilisiert. Laut einer aktuellen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Pew bezeichnen sich heute etwa 62 Prozent der US-Amerikaner als Christen. Damit bleibt der Wert konstant und ist zuletzt sogar marginal gestiegen. Ein 2007 begonnener Abwärtstrend scheint vorerst gestoppt. Damals bezeichneten sich noch 78 Prozent der erwachsenen Bürger als christlich.
Die größte Gruppe stellen den Angaben zufolge gegenwärtig die Protestanten mit landesweit 40 Prozent, gefolgt von den Katholiken mit 19 Prozent. Die übrigen christlichen Gemeinschaften wie Orthodoxe und Mormonen machen zusammen rund 3 Prozent aus. Der Anteil der Menschen ohne Religionszugehörigkeit beträgt 29 Prozent.
Die nichtchristlichen Religionen in den Vereinigten Staaten machen zusammen 7 Prozent der Bevölkerung aus. Etwa 1,7 Prozent der US-Amerikaner sind jüdischen Glaubens, 1,2 Prozent Muslime, 1,1 Prozent Buddhisten und 0,9 Prozent Hindus. Die übrigen Gruppen machen gemeinsam weniger als ein Prozent aus.
Ernüchternde Zahlen für Katholiken
Trotz der Stabilisierung sind die langfristigen Zahlen speziell für die katholische Kirche in den USA ernüchternd. Während 2007 noch fast ein Viertel der US-Amerikaner katholisch war, bekennt sich heute nur noch knapp jeder Fünfte (19 Prozent) zum katholischen Glauben.
"Wir sehen einen dramatischen Rückgang der institutionellen Religiosität", erklärt Greg Smith, leitender Forscher am Pew Research Center in Washington. Diese ungebrochene Säkularisierung der Gesellschaft erfasse alle Bevölkerungsgruppen. "Die Entwicklung ist breit angelegt und zeigt sich bei Männern wie Frauen, bei allen ethnischen Gruppen und in allen Regionen des Landes", meint auch die Religionssoziologin Penny Edgell von der University of Minnesota.
„Wir sehen weniger eine Abkehr von Spiritualität als vielmehr eine Distanzierung von institutionalisierter Religion.“
Bemerkenswert ist die wachsende Kluft zwischen den Generationen. Von den 18- bis 24-Jährigen bezeichnen sich nur noch 46 Prozent als Christen. Das steht in deutlichem Kontrast zu den über 74-Jährigen, von denen 80 Prozent einer christlichen Konfession angehören.
Dies zeigt sich nicht zuletzt bei der religiösen Praxis im Alltag. Während 58 Prozent der über 74-Jährigen angeben, täglich zu beten, tun dies nur 27 Prozent der 18- bis 24-Jährigen. Auch der regelmäßige Gottesdienstbesuch ist unter jungen Menschen deutlich seltener.
Als stabilisierender Faktor für das Christentum in den USA erweist sich die Rolle der Einwanderer: 58 Prozent der im Ausland geborenen US-Bürger sind Christen, viele davon Katholiken. Unter Einwanderern aus Lateinamerika macht der katholische Teil 45 Prozent aus. Sie trugen wesentlich dazu bei, dass der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung zuletzt nicht weiter zurückging.
Selbst unter Einwanderern nimmt religiöse Bindung ab
Die Pew-Studie zeigt allerdings, dass selbst unter Einwanderern die religiöse Bindung abnimmt. Der Anteil der Konfessionslosen stieg in dieser Gruppe von 16 Prozent im Jahr 2007 auf heute 26 Prozent. "Die Säkularisierung macht auch vor Einwandererfamilien nicht halt", sagt Pew-Experte Smith.
Der Rückgang bei der institutionellen Bindung führt indes nicht automatisch zu einem Verlust der spirituellen Offenheit. 86 Prozent der US-Amerikaner glauben an eine Seele oder einen Geist jenseits des physischen Körpers. "Wir sehen weniger eine Abkehr von Spiritualität als vielmehr eine Distanzierung von institutionalisierter Religion", erläutert die Soziologin Edgell.
Die neue "Religious Landscape Study" basiert auf Interviews mit 36.908 Erwachsenen aus allen US-Bundesstaaten, vorgenommen zwischen Juli 2023 und März 2024. Verglichen mit der deutschen Gesellschaft fallen die Ergebnisse aus christlicher Sicht deutlich positiver aus. Der Anteil der Christen in der Bundesrepublik liegt mittlerweile bei unter 50 Prozent.