"Entscheidende Einsicht für das christliche Selbstverständnis"

Theologe Seewald: Konzil von Nizäa war ein Glücksfall

Veröffentlicht am 28.02.2025 um 14:19 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN

Rom ‐ Vor 1.700 Jahren fand das Konzil von Nizäa statt, bei dem das christliche Glaubensbekenntnis festgelegt wurde. Bei einer Tagung in Rom würdigte der Münsteraner Dogmatiker Michael Seewald am Freitag das Konzil und seine bleibende Bedeutung.

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Der Münsteraner Dogmatiker Michael Seewald hat das Konzil von Nizäa als theologischen Glücksfall bezeichnet. "Es war ein Glücksfall, weil Nizäa geklärt hat, dass wir es bei Jesus Christus nicht mit einer Art Zwischenwesen zu tun haben, sondern mit Gott selbst. Diese Einsicht ist für das christliche Selbstverständnis entscheidend, um Erlösung denken zu können", sagte der Theologe am Freitag in Rom.

An der Päpstlichen Universität Gregoriana diskutieren derzeit Theologen aus vier Kontinenten über das Glaubensbekenntnis, das vor 1.700 Jahren auf dem Konzil von Nizäa festgelegt wurde. Der Münsteraner Theologe Seewald ist einer der Teilnehmer. Im Jahr 325 wurde das Glaubensbekenntnis formuliert, das katholische, orthodoxe und die meisten protestantischen Kirchen bis heute als Grundlage anerkennen. Es lohne sich daher, dieses Glaubensbekenntnis konstruktiv zu hinterfragen und über dessen Aussagen nachzudenken, so Seewald.

Gemeinsamer Ostertermin realpolitisch unwahrscheinlich

Die Bedeutung des Konzils für die Ökumene heute liege darin, dass fast alle Kirchen im Glaubensbekenntnis einen gemeinsamen und normativen Bezugspunkt haben, erklärte der Theologe. "Und das gilt, obwohl es zwischen den Konfessionen und auch innerhalb der Konfessionen sehr unterschiedliche Interpretationen dessen gibt, was das Glaubensbekenntnis von Nizäa bedeutet", so Seewald weiter.

Auch das Osterdatum war ein Thema beim Konzil in 325, wo eine gemeinsame Formel für die gesamte Christenheit gefunden wurde, die aber mit der späteren Kalenderreform zerbrach. Seewald glaubt, dass das Konzil eine Inspiration sein kann, wenn man heute danach sucht. "Aber realpolitisch bin ich skeptisch, ob es gelingt, ein gemeinsames Osterdatum zu finden", sagte er. Und: "Selbst wenn der Papst, der Patriarch von Konstantinopel und andere Patriarchen sich auf eine gemeinsame Berechnung einigen, bleiben immer noch die Osterdaten in den weltlichen Kalendern. Und ob die dann umgestellt würden, das bezweifle ich doch sehr". (KNA)