Ferien für Flüchtlinge
Der Kreisjugendring München-Stadt (KJR) bietet in Kooperation mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Erzdiözese München und Freising ein buntes Programm an Workshops, Spiel und Sport. Seit der vergangenen Woche haben die bis zu 300 erwarteten Jugendlichen die Gelegenheit für vierzehn Tage kostenlos an Theaterkursen, Hip-Hop-Tanz, Fotografie und BMX-Fahren teilzunehmen. Ein Kurs heißt "Spielend Deutsch lernen" – in ungezwungener Atmosphäre können die jungen Flüchtlinge hier ihre schon erworbenen Sprachkenntnisse anwenden und erweitern.
Besonders beliebt ist Basteln
Rund 50 Helfer haben das vielfältige Angebot auf die Beine gestellt. "Am beliebtesten sind Bastel- und Kreativangebote, die ein greifbares Ergebnis haben", erzählt Anna Swoboda, pädagogische Mitarbeiterin der KJR-Initiative "Willkommen in München". Dazu gehörten die Gestaltung von Buttons, das Knoten von Armbändern oder die Herstellung von Geldbörsen aus Getränketüten. "Der Renner waren bisher Schals, die wir aus Stoffbändern knüpfen", so Swoboda.
Die meisten jungen Menschen sind zwischen 14 und 17 Jahren alt. Der Großteil von ihnen kommt aus Somalia, Syrien, Eritrea und Afghanistan. Einige wenige stammen aus dem Iran. "Die Kommunikation läuft erstaunlich gut - mit Gestik, Mimik und Körpersprache", sagt Swoboda. "Wir müssen langsam reden. Unter den Jugendlichen sind aber immer ein oder zwei, die schon etwas besser Deutsch sprechen und es den anderen übersetzen können." Außerdem gebe es für die meisten Angebote Erläuterungen in Bildsprache, fügt sie hinzu.
Ziel des Ferienangebotes soll es sein, den Jugendlichen einen guten Start in den Sommer zu ermöglichen und ihnen ein positives Willkommenssignal zu geben. Das ist dringend nötig, denn die jungen Menschen haben oft schlimme Erlebnisse hinter sich. Etwa 95 Prozent von ihnen seien traumatisiert, berichtet Swoboda. "Ein Jugendlicher hat sich geweigert, in die volle U-Bahn einzusteigen. Seit seiner Flucht hat er panische Angst vor großem Gedränge und Enge." Anderen wiederum mache die Dunkelheit zu schaffen. "Sie kommen hierher und schlafen erstmal ein. Viele kommen nachts nicht zur Ruhe, weil sie dann von Erinnerungen geplagt werden."
"Die Jugendlichen müssen wieder Vertrauen aufbauen"
Einer, der schon viel mit traumatisierten Flüchtlingen gearbeitet hat, ist Stefan Küpper, Leiter des Aachener Zentrums für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Maria im Tann. "Fast alle dieser jungen Menschen haben schlechte Erfahrungen mit Erwachsenen gemacht: Ob Armut, Diskriminierung, Militärdienst, Verfolgung, Missbrauch, Krieg – immer sind es die Erwachsenen, die die Verantwortung tragen", erklärt er. Es sei ganz wichtig, dass diese Jugendlichen hier in Deutschland wieder lernten, Vertrauen zu ihnen zu fassen. "Dies kann nur gelingen, wenn sie sich schnell die deutsche Sprache aneignen, damit sie sich ausdrücken können", fährt er fort. Sport und Spiel seien dafür zwar keine Voraussetzung, dennoch könnten Angebote wie das in München für die Bildung von Vertrauen und das Erlernen der Sprache eine große Hilfe sein, erläutert Küpper.
Die traumatischen Erlebnisse der Jugendlichen sollen im Ferienprogramm nicht konkret angesprochen werden. "Wenn Jugendliche das Gespräch suchen, haben wir natürlich ein offenes Ohr. Unser Ziel ist es aber vor allem, dass sie hier zumindest für ein paar Stunden eine leichte, fröhliche Zeit verbringen", wünscht sich Swoboda. Auf diese Weise kann das Programm dazu beitragen, dass sich die jungen Flüchtlinge im Anschluss an die Ferien erholt dem regulären Deutschunterricht widmen können.