Standpunkt

Ehrenamt muss in den Koalitionsvertrag

Veröffentlicht am 18.03.2025 um 00:01 Uhr – Von Friederike Frücht – Lesedauer: 3 MINUTEN

Bonn ‐ Ohne das Engagement von zahllosen Freiwilligen ist kein Staat zu machen. Bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen braucht es daher mehr als wertschätzende Worte: Die nächste Regierung muss etwas Spürbares tun, fordert Friederike Frücht.

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Ehrenamt ist weit mehr als eine nette Freizeitbeschäftigung. Ehrenamt ist professionelle Arbeit – oft hochqualifiziert, oft von Frauen getragen, besonders in der Kirche. Sie begleiten Gemeinden, gestalten Gottesdienste, fördern Gemeinschaft und organisieren soziale Projekte. Ihr Engagement füllt nicht nur Kirche mit Leben, sondern sichert auch zentrale gesellschaftliche Aufgaben. Aufgaben, die sonst zusätzlich von Hauptamtlichen geleistet werden müssten. Doch diese Leistung wird oft unterschätzt.

Der Staat ist auf ein starkes Ehrenamt angewiesen. Ohne freiwilliges Engagement würden viele soziale, kulturelle und kirchliche Angebote nicht mehr funktionieren. Dennoch wird Ehrenamt häufig als selbstverständlich betrachtet, anstatt es angemessen zu würdigen. Auf der politischen Bundesebene wird immer mal wieder über eine Ehrenamtsstrategie diskutiert. Dabei geht es um steuerliche Vorteile, bessere Anerkennung und finanzielle Anreize – doch konkrete Verbesserungen bleiben bisher vage. Die Politik hätte jetzt die Chance, das Ehrenamt im Koalitionsvertrag stärker zu verankern, etwa durch Rentenpunkte für langjähriges Engagement oder eine Aufwandsentschädigung, die sich nicht in bürokratischen Hürden verliert.

Auch die Kirche muss sich bewegen. Sie profitiert enorm vom Engagement vieler Frauen, die ehrenamtlich Verantwortung übernehmen. Wenn alle Frauen ihr kirchliches Engagement für einen Tag nicht ausüben würden, gäbe es wahrscheinlich keine kirchliche Veranstaltung an diesem Tag. Keinen Gottesdienst, kein Gemeindefest, keine Kommuniongruppe, keine Bücherei.

Ehrenamt ist keine Nebensache, sondern eine tragende Säule unserer Gesellschaft. Es verdient nicht nur symbolische Anerkennung, sondern strukturelle Verbesserungen. Wer freiwillig Verantwortung übernimmt, muss als Gestalter*in ernst genommen werden – mit echten Rechten und fairen Bedingungen. Die Politik und die Kirche stehen hier gleichermaßen in der Verantwortung.

Von Friederike Frücht

Die Autorin

Friederike Frücht leitet die Abteilung Kommunikation der kfd und ist Chefredakteurin der Mitgliederzeitschrift Junia.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.