Zukunft der Kasseler Elisabethkirche nach Einsturz weiter unklar
Eineinhalb Jahre nach dem Einsturz des Dachs der Kunstkirche genannten Elisabethkirche in Kassel gibt es weiter keine Entscheidung zur Zukunft des Gotteshauses. Eine 2024 durchgeführte Umfrage habe verschiedene Sichtweisen auf die künftige Nutzung der documenta-Kunstkirche ergeben, teilte die Gemeinde am Mittwoch in Kassel mit. Umfrageauswertung und Bewertungen durch das Bistum Fulda und die Pfarrei Sankt Elisabeth wurden auf der Internetseite www.zukunft-elisabethkirche.de veröffentlicht.
"Die Mehrheit der Befragten spricht sich für eine multifunktionale Nutzung aus, die religiöse, kulturelle und soziale Aspekte verbindet", sagte die Geschäftsführerin des mit der Umfrage beauftragten Bochumer Impaekt-Instituts, Miriam Zimmer. Ein einstimmiges Konzept sei nicht erreichbar.
Gremium soll Zukunftsideen gewichten
Bei dem Unglück am 6. November 2023 stürzte das Dach in den Innenraum des Gotteshauses. Alle 26 Dachbalken waren in der Mitte gebrochen. Ein Gemeindemitarbeiter konnte sich retten, weitere Betroffene gab es nicht. Noch in den Tagen vor dem Einsturz fanden in der Kirche ein Festgottesdienst und eine Kulturveranstaltung mit zahlreichen Besuchern statt.
Aus Sicht der Wissenschaftlerin soll nun eine Steuerungsgruppe Schwerpunkte setzen und dafür die eingereichten Vorschläge gewichten. Eine Erhebung von Ideen ersetze allerdings keine strategische Ausrichtung. "Wir empfehlen der Steuerungsgruppe, eine inhaltliche Klärung zur künftigen Funktion der Kirche vorzunehmen", sagte Zimmer.
Pfarrer: Marathon, bis ein Konzept steht
Ein provisorisches Dach soll das Gebäude vor weiteren Schäden bewahren. "Dieses Dach wird uns die Möglichkeit geben, auch während unserer Überlegungen einzelne Ideen zu testen, und somit auch unsere weiteren Planungen unterstützen", erklärte Pfarrer Andre Lemmer. Er sprach von einem Marathon, bis es ein neues Konzept für die Elisabethkirche gebe.
Der Dacheinsturz der documenta-Kunstkirche war laut einem im vergangenen Jahr vorgestellten Gutachten eine Folge von Planungsmängeln und fehlerhafter Bauausführung. Mehrfach wurden für Ausstellungen Objekte am Kirchendach aufgehängt. Die Ursachen, die letztlich zum Unglück führten, seien vorab für die Kirchengemeinde nicht erkennbar gewesen, erklärte Gutachter Ulrich Huster im Juli. Die Kirche wurde Ende der 1950er-Jahre gebaut. Das Dach bestand aus einer auf Ziegelwänden aufgelegten Holzkonstruktion. (KNA)