Papst Franziskus: Offen sein für Veränderungen
Der Vatikan hat abermals eine Bibelauslegung veröffentlicht, die der Papst ursprünglich im Rahmen seiner wöchentlichen Begegnungen mit Pilgern aus aller Welt verlesen wollte. Wegen der fortdauernden Erkrankung des 88-Jährigen wurde der Text vom Vatikan am Mittwoch jedoch lediglich schriftlich verbreitet. In der Glaubensunterweisung spricht der Papst über die biblische Figur des Juden Nikodemus, der das Gespräch mit Jesus sucht. In dem Text heißt es unter anderem: "Er fühlt, dass etwas nicht mehr funktioniert, dass eine Veränderung notwendig ist – aber er weiß nicht, wo er ansetzen soll."
Der Wunsch des Nikodemus nach Veränderung, der von Angst begleitet wird, sei vielen Menschen vertraut. "Wenn wir uns an unsere Gewohnheiten klammern und uns der Veränderung verweigern, riskieren wir, innerlich zu sterben", so der Papst in seiner Glaubensunterweisung. Die wahre Lebendigkeit bestehe darin, den Mut zu haben, sich zu wandeln – zu einem neuen Leben in der Liebe Christi.
Da Nikodemus sich später zum Glauben an Jesus bekehrt habe, sei seine Entwicklung eine Ermutigung für jeden Gläubigen. Auch wenn Veränderung oft mit Angst verbunden sei, helfe der Glaube an Christus, diesen Weg zu gehen. "Auch wir müssen unsere Ängste ansehen und sie durch Christus überwinden", so der Papst. Die Leser seines Textes rief er auf, das derzeitige Heilige Jahr als Gelegenheit für eine innere geistliche Erneuerung zu nutzen. "Schauen wir auf den Gekreuzigten, auf den, der den Tod besiegt hat (...) In ihm finden wir die Hoffnung, unser Leben zu verändern und neu geboren zu werden", so die Botschaft des Papstes.
Papst wirbt für geistliche Berufungen
Ebenfalls am Mittwoch veröffentlichte der Vatikan einen Aufruf des Papstes zum Gebet für geistliche Berufungen. Solche Berufungen seien "ein kostbares Geschenk, das Gott in die Herzen sät", heißt es in der Botschaft. Sie trägt das Datum vom 19. März 2025, als Ort ist die Gemelli-Klinik in Rom verzeichnet. "Jede Berufung in der Kirche – sei es als Laie oder zum geweihten Amt oder zum gottgeweihten Leben – ist ein Zeichen der Hoffnung, die Gott für die Welt und für jedes seiner Kinder hegt", heißt es in dem Text.
Anlass der Papst-Botschaft ist der 62. Weltgebetstag um geistliche Berufe, der am 11. Mai begangen wird. Der Tag wurde 1964 vom damaligen Papst Paul VI. eingeführt, weil die Zahl der Priester und Ordensleute als Folge der Säkularisierung in einigen Ländern Europas spürbar zurückging. Der Trend hat sich seither vor allem in Westeuropa drastisch verschärft. So wurden in ganz Deutschland seit 2020 jährlich stets weniger als 50 Männer zu Priestern geweiht, 1964 waren es noch 547. (tmg/KNA)