Bayerns oberster Laienkatholik hört auf und zieht Bilanz

"Risse zwischen Kirche und C-Parteien flicken"

Veröffentlicht am 20.03.2025 um 00:01 Uhr – Von Christoph Renzikowski (KNA) – Lesedauer: 5 MINUTEN

München ‐ Der langjährige CSU-Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer zieht sich nach acht Jahren von der Spitze des Landeskomitees der Katholiken in Bayern zurück. Was er seinem Nachfolger ans Herz legt – und was er nach dem Streit zwischen ZdK und Union erwartet.

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Der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern hört nach acht Jahren auf. Am ersten Aprilwochenende wird über seine Nachfolge entschieden. Im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zieht Joachim Unterländer (67) Bilanz. Seinen Nachfolgern und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) schreibt er besonders eine Aufgabe ins Stammbuch.

Frage: Herr Unterländer, sie stehen für eine dritte Amtszeit nicht mehr zur Verfügung. Warum?

Unterländer: Ich habe das schon vor vier Jahren bei meiner zweiten Kandidatur deutlich gemacht, dass für mich danach Schluss ist.

Frage: Immer wieder gibt es aus bischöflichem Mund die Kritik zu hören, Laiengremien sollten sich mehr als christliche Stimme in der Gesellschaftspolitik betätigen als mit innerkirchlichen Themen befassen. Fühlen Sie sich davon getroffen?

Unterländer: Überhaupt nicht. Unter meiner Leitung hat sich das Landeskomitee in den vergangenen acht Jahren sehr intensiv mit brisanten politischen Fragen beschäftigt, im Dialog mit allen demokratischen Kräften, und sich dazu auch geäußert: vom Sonntagsschutz über einen verantwortungsvollen Umgang mit sogenannter Künstlicher Intelligenz bis zur neu aufgeflammten Debatte über die rechtliche Regelung des Schwangerschaftsabbruchs. Daneben waren auch die notwendigen kirchlichen Reformprozesse ein wichtiges Thema für uns, ganz klar.

Frage: Der Papst hat der Kirche mehr Synodalität verordnet. Wo sehen Sie Handlungsbedarf im katholischen Bayern?

Unterländer: Wichtig ist, dass dieser Weg der Synodalität jetzt möglichst breit in der Fläche umgesetzt wird, dass sich Gläubige stärker beteiligen können und von kirchenamtlicher Seite auch mehr beteiligt werden.

Frage: Braucht es dafür neue Strukturen, andere Gremien?

Unterländer: Darüber müssen sich zunächst die Verantwortlichen in den sieben Bistümern Gedanken machen.

Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
Bild: ©KNA/Gordon Welters (Symbolbild)

Zuletzt hing der Haussegen schief beim Verhältnis des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und den Unions-Parteien. Der CSU-Landtagsabgeordnete Unterländer hofft, dass das anders wird.

Frage: Unter den bayerischen Bischöfen gibt es bis zur Stunde die meisten Vorbehalte gegen den in Deutschland eingeschlagenen Synodalen Weg. Hat sich das auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

Unterländer: Eigentlich nicht. Es war immer klar, dass wir im Landeskomitee mit dem gesamten Präsidium und dem Großteil des Geschäftsführenden Ausschusses den Synodalen Weg aktiv unterstützen. Dabei waren wir stets auch im Austausch mit den gewählten Katholikenräten aller Bistümer.

Frage: Für AfD-Funktionäre ist in Ihren Reihen kein Platz. Da haben Sie sich frühzeitig festgelegt. Lässt sich das angesichts des großen Wählerzuspruchs noch halten?

Unterländer: Das lässt sich halten. Und zwar deshalb, weil es laut Verfassungsschutz und anderen Kennern der Situation als gesichert angesehen werden kann, dass diese Partei überwiegend verfassungsfeindlich ist.

Frage: Sie saßen lange für die CSU im Landtag, sind unlängst öffentlich auf Distanz zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken gegangen, weil dessen Spitze die Union wegen deren Migrationspolitik scharf kritisiert hatte. Wie schauen Sie auf das Verhältnis von Kirche und C-Parteien?

Unterländer: Da müssen unbedingt entstandene Risse geflickt werden. Dabei sind beide Seiten gefragt. Ich sehe im ZdK einen Nachholbedarf an Austausch und Dialog. Genauso muss in den C-Parteien eine größere Nähe zu kirchlichen Strukturen und kirchlichem Engagement wiederhergestellt werden.

Frage: Ergänzen Sie diesen Satz: "Mein Nachfolger muss vor allem ..."

Unterländer: ... einen eigenständigen Weg gehen, der innerkirchliche Reformen und ein starkes gesellschaftspolitisches Engagement gleichermaßen befördert.

Frage: Schwer vorstellbar, dass jemand wie Sie sich nun komplett ins Privatleben zurückzieht. Wo werden Sie sich weiter engagieren?

Unterländer: Ich habe noch verschiedene Funktionen bei der Caritas auf Bundes- und Diözesanebene. Was das Thema Kinder- und Jugendrehabilitation betrifft, stehe ich dem zuständigen Bundesfachverband vor. Diese Tätigkeiten werde ich intensiv fortsetzen.

Von Christoph Renzikowski (KNA)