"Wir haben keine Gläubigen mehr, die diese Kirchen nutzen würden"

Pfarrei bietet gleich drei Kirchen bei "Kleinanzeigen" zum Verkauf an

Veröffentlicht am 21.03.2025 um 13:14 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Eschwege ‐ Dass Kirchen bei "Kleinanzeigen" zum Kauf angeboten werden, ist inzwischen keine Seltenheit mehr. Die katholische Pfarrei im nordhessischen Eschwege will auf dem Portal nun jedoch gleich drei ihrer Gotteshäuser verkaufen. Der Pfarrer erklärt, warum.

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Die katholische Pfarrei St. Elisabeth im nordhessischen Eschwege bietet derzeit gleich drei ihrer Kirchen bei "Kleinanzeigen" zum Verkauf an. Grund dafür sei die gesunkene Zahl an Gläubigen in der Pfarrei, sagte der leitende Pfarrer Mario Lukes am Freitag auf Anfrage von katholisch.de. "Unsere Pfarrei umfasst derzeit noch rund 5.600 Gläubige auf einem Gebiet von gut 600 Quadratkilometern", so der Geistliche. Die jetzt zum Verkauf stehenden Gotteshäuser seien in den vergangenen Jahren kaum noch genutzt worden. "Deshalb haben wir gesagt: Wenn die Kirchen nicht mehr gebraucht werden und wir pastoral auch nichts mehr wenden können, dann sollten wir sie besser verkaufen. Deshalb bieten wir nun gleich drei Kirchen zum Verkauf an."

Die drei Gotteshäuser, die zum Verkauf stehen, befinden sich in Abterode, Grebendorf und Richelsdorf und stammen aus den 1950er und 1960er Jahren. Alle drei Kirchen wurden in den vergangenen Jahren bereits profaniert. Die Kirche in Abterode wurde 1953 errichtet und wird gemeinsam mit einem Gemeindehaus/Pfarrhaus aus dem Jahr 1959 angeboten. Für die beiden Gebäude mit zusammen 640 Quadratmetern und das dazugehörige Grundstück von knapp 3.000 Quadratmetern hat die Gemeinde einen Mindestpreis von 220.000 Euro angesetzt.

"Wir hätten viel Geld aufwenden müssen, um die Kirchen zu erhalten"

Das 1965 erbaute Gotteshaus in Grebendorf bietet 553 Quadratmeter auf einem gut 2.100 Quadratmeter großen Grundstück und soll mindestens 185.000 Euro kosten. Am günstigsten ist die kleine Holzkirche in Richelsdorf zu haben: Das 1957 gebaute Gotteshaus mit 147 Quadratmetern und einem Grundstück von rund 1.800 Quadratmetern soll mindestens 50.000 Euro kosten. Das Bieterverfahren für die drei Kirchen läuft bis zum 25. April. Kaufinteressenten sollen ihre Angebote bis zu diesem Tag in einem verschlossenen Umschlag in der Pfarrgemeinde einreichen.

Bild: ©Kleinanzeigen/Elisabeth ESW

Die profanierte Kirche in Abterode wird für 220.000 Euro zum Verkauf angeboten.

Pfarrer Lukes bezeichnete den geplanten Verkauf der Kirchen gegenüber katholisch.de als "logischen Schritt": "Wir hätten viel Geld aufwenden müssen, um die Kirchen baulich zu erhalten. Aber wir haben keine Gläubigen mehr, die diese Kirchen nutzen würden." Emotional falle der Verkauf der Gotteshäuser jedoch schwer. "Die Gläubigen in unserer Pfarrei verbinden mit den drei Kirchengebäuden ganz besondere Erlebnisse – etwa Taufen und Hochzeiten", so der Geistliche. Hinzu komme, dass noch viele Menschen in der Region lebten, die beim Bau der Kirchen mitgeholfen hätten.

Ob der Verkauf der drei Kirchen tatsächlich stattfindet, ist derzeit allerdings noch unklar. Der Grund: Bislang hat die Pfarrgemeinde laut Lukes noch kein einziges Kaufangebot vorliegen. Es habe erst eine Interessenbekundung gegeben, "das war aber kein ernsthaftes Angebot", so der Pfarrer. Die Anzeigen, die man bei "Kleinanzeigen" geschaltet habe, habe man auch in der regionalen Zeitung veröffentlicht.

Kein Bordell, keine Spielhalle und keine okkulte Stätte

Lukes wies darauf hin, dass mögliche Käufer der Kirchen ein paar Bedingungen beachten müssten. Wie in anderen Bistümern gebe es auch im Bistum Fulda Klauseln, die bestimmte Nutzungen ausschlössen oder beschränkten. "Aus einer ehemaligen Kirche darf zum Beispiel kein Bordell, keine Spielhalle und keine okkulte Stätte gemacht werden", erläuterte der Pfarrer. Zudem gebe es die Auflage, dass im Falle des Abrisses einer Kirche deren Grundstein in das neue Gebäude integriert werden müsse. "Damit man weiß, dass dort mal eine Kirche stand." Eine ehemalige Kirche, die seine Pfarrei bereits vor ein paar Jahren verkauft habe, werde inzwischen von einem ortsansässigen Unternehmen als Lagerhaus genutzt, eine andere diene jetzt als Wohnhaus.

In den vergangenen Jahren sind bei "Kleinanzeigen" vermehrt Kirchen zum Kauf angeboten worden. Als Gründe dafür wurden meist der Rückgang der Katholikenzahlen und von den Pfarrgemeinden nicht mehr zu stemmende Unterhaltungskosten genannt. Im vergangenen Jahr hatte zum Beispiel auch die Eschweger Nachbargemeinde St. Franziskus in Bebra-Rotenburg ihre Filialkirche "Zur schmerzhaften Mutter Gottes" auf dem Portal angeboten. Der dortige Pfarrer Andreas Schweimer bezeichnete den Verkauf damals als notwendigen, aber "brutalen" Schritt. (stz)