"Bei den Katholiken brodelt es auch an der Basis"

Umfrage: Ruf der katholischen Kirche in der Schweiz stark ramponiert

Veröffentlicht am 02.04.2025 um 09:41 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Zürich ‐ Das Image lässt stark zu wünschen übrig: Der Ruf der katholischen Kirche in der Schweiz ist schlecht. Eine Bevölkerungsumfrage hat Gründe dafür erfasst. Es gibt jedoch auch einige positive Aspekte.

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Der Ruf der katholischen Kirche in der Schweiz ist stark ramponiert – bei den eigenen Mitgliedern, aber auch in der Gesamtbevölkerung. Das ergab eine von der Kirche im Kanton Zürich selbst in Auftrag gegebene repräsentative Bevölkerungsumfrage in der Deutschschweiz. Befragt wurden 2.900 Personen, darunter 705 Mitglieder der katholischen Kirche und 517 ehemalige Mitglieder. Auch Reformierte und ehemalige Mitglieder der reformierten Kirche wurden im vergangenen Herbst befragt.

Danach haben nur 15 Prozent der Befragten ein positives Bild von der katholischen Kirche. Die reformierte Kirche kommt mit 37 Prozent deutlich besser weg. Junge Leute, Frauen und Konfessionslose äußerten sich besonders kritisch. Auch unter den Kirchenmitgliedern haben viele eine negative Sicht der katholischen Kirche: So sehen nur 38 Prozent von ihnen die eigene Kirche positiv; bei den Reformierten sind es mit 64 Prozent deutlich mehr. "Bei den Katholiken brodelt es auch an der Basis", stellte Studienleiter Michael Hermann fest.

Bei Mitarbeitenden und Migranten, die gesondert befragt wurden, zeigt sich allerdings ein anderes Bild. So haben 65 Prozent der Mitarbeitenden und 86 Prozent der Mitglieder mit Migrationshintergrund ein positives Bild von der katholischen Kirche. Die Umfrage wollte auch wissen, welche Emotionen mit Kirche verbunden werden. Hier zeigt sich ein klarer Unterschied zwischen den Konfessionen. "Heftige negative Emotionen wie Enttäuschung, Frustration und Wut finden sich deutlich stärker bei den Katholiken als den Reformierten", sagte Hermann. Spannend sei aber, dass trotz der negativen Emotionen der Anteil der Mitglieder, die sich stark mit ihrer Kirche verbunden fühlen, bei den Katholiken höher ist – nämlich 40 Prozent, während der Anteil bei den Reformierten 35 Prozent beträgt.

Rund ein Viertel Austrittswillige

Ein überraschender Befund ist auch, dass die Unterschiede zwischen den Konfessionen bei der Austrittswilligkeit gar nicht so groß sind, wie der Studienleiter feststellte. Bei den Katholiken haben 27 Prozent schon einmal daran gedacht, aus der Kirche auszutreten. Bei den Reformierten sind es immerhin 21 Prozent. "Viele Katholikinnen und Katholiken haben eine starke Bindung zur Kirche – trotz negativer Emotionen", erklärte Hermann.

Die Umfrage dokumentiert auch die Ursachen der schlechten Reputation. Hier stechen insbesondere der Umgang mit Missbrauchsfällen und religiöse Positionen ins Auge. 76 Prozent beziehungsweise 69 Prozent der katholischen Kirchenmitglieder bewerten diese Aspekte negativ. Bei der übrigen Bevölkerung ist der Anteil noch höher. Auch die kirchliche Haltung zur Frauenordination und zu gesellschaftspolitischen Fragen kollidiert mit den Ansichten der Befragten. Da geht es etwa um Homosexualität und Abtreibung. Als wichtigste Gründe für einen Kirchenaustritt wurden Missbrauch, veraltete Vorstellungen und die Diskriminierung von Frauen angegeben.

Als positiv bewertet wird das soziale Engagement der katholischen Kirche, das für viele ein Grund ist, Mitglied zu bleiben. Die Befragten wünschen sich außerdem Begleitung durch die Kirche bei wichtigen Ereignissen wie Trauerfeiern (75 Prozent), Taufen (69 Prozent) oder der Hochzeit (63 Prozent). Beispiele aus dem Alltag zeigten eine steigende Nachfrage von christlicher Fürsorge, etwa der Krankenhausseelsorge. In diesem Bereich hat die Kirche ihr Personal ausgebaut. (KNA)