Atheistischer Autor hat Pontifex bei Reise begleitet

Schriftsteller: Papst Franziskus ist ein Mann im Kampf mit sich selbst

Veröffentlicht am 02.04.2025 um 13:53 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Madrid ‐ Als Papst Franziskus in die Mongolei reiste, hatte er einen ungewöhnlichen Begleiter: Den spanischen Schriftsteller Javier Cercas, ein erklärter Atheist. Nun legt Cercas seine Reiseerinnerungen vor – und gibt Einblicke in das Denken von Franziskus.

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Papst Franziskus weiß um seine Schwächen und kämpft dagegen an, denkt der spanische Schriftsteller Javier Cercas (links im Bild) nach seiner Reise mit dem Papst. Bei der Vorstellung seines Buchs "El loco de Dios en el fin del mundo" ("Der Verrückte Gottes am Ende der Welt") berichtete der Schriftsteller am Montag davon, wie er Franziskus erlebt hat. "Er ist ein Mann im Krieg mit sich selbst. Er ist sich seiner eigenen Schwächen und Fehler bewusst und kämpft bis zum Tod gegen sie an", so Cercas. Franziskus hatte den Autor 2023 auf seine Reise in die Mongolei mitgenommen, um darüber zu berichten.

Nach Cercas Einschätzung ist der Papst "ein Mann der Macht", was ihm in Argentinien Probleme bereitet habe: "Er war ein sehr widersprüchlicher und ehrgeiziger Mann mit starken Führungsqualitäten, die manchmal mit Autoritarismus verwechselt wurden." Heute habe der Papst zwar eine sehr klare Vorstellung davon, wie die Kirche sein solle. Er habe aber trotz seiner Machtfülle darauf verzichtet, alles umzusetzen: "Ich bin sicher, dass er Dinge tun wollte, die er am Ende nicht getan hat, weil er glaubte, dass die Kirche noch nicht bereit war." Mit einer "Konterrevolution" nach dem Tod von Franziskus rechnet Cercas nicht. Als Papst habe er so viele Kardinäle ernannt wie kaum einer zuvor, und diese Kardinäle würden die Nachfolge entscheiden: "Er hat sie ausgewählt, um die Linie fortzusetzen, die er begonnen hat."

"Konstantinismus" macht dem Papst Sorge

Große Sorgen mache sich der Papst über die Verbindung von Katholizismus und Politik: "Kaiser Konstantin war derjenige, der das Christentum zur Religion des Reiches machte. In diesem Moment kamen Macht und Religion zusammen, und das ist katastrophal." Das sei die Überzeugung von Franziskus: "Das Christentum ist eine subversive Religion und kann es nicht mit den Mächtigen aufnehmen. Es ist eine absolute Perversion", so der Autor.

Der 1962 geborene Cercas ist einer der bedeutendsten spanischen Schriftsteller. International wurde er 2002 durch den Roman "Soldaten von Salamis" bekannt. Er bezeichnet sich selbst als Atheist und Antiklerikalist. "Ich bin ein militanter Säkularist, ein sturer Rationalist, ein rigoroser Gottloser", schreibt er zu Beginn seines neuen Buchs, für das der Vatikan nach Angaben des Verlags erstmals einem Schriftsteller die Türen geöffnet hat. Eine deutsche Übersetzung von "El loco de Dios en el fin del mundo" ist derzeit nicht geplant, teilte Cercas deutscher Hausverlag S.Fischer am Mittwoch auf Anfrage von katholisch.de mit. (fxn)