Missbrauchsgutachten: Kein genereller Täterschutz im Bistum Würzburg
Die Leitung des Bistums Würzburg hat kirchliche Missbrauchstäter laut einem unabhängigen Gutachten nicht generell systematisch geschützt. Es gebe keine Hinweise für eine solche umfassende Strategie, erklärte der Wiesbadener Anwalt Hendrik Schneider am Dienstag in Würzburg. Allerdings sprächen Indizien für einen systematischen Schutz einzelner tatverdächtiger Priester und eine unzureichende Aufklärung von Taten.
Schneider hat im Auftrag der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Würzburg den Umgang mit Missbrauchsfällen von 1945 bis 2019 untersucht. Dabei wurden 51 Beschuldigte ermittelt, bei denen ein hinreichender Tatverdacht besteht. 43 davon waren Geistliche.
Quote deutlich niedriger als in anderen Studien
Die sogenannte Missbrauchbelastungsquote habe je nach Jahr zwischen 0 und maximal 1,1 Prozent gelegen, so Schneider. Sie beschreibt den Anteil der im jeweiligen Jahr im Bistum tätigen Geistlichen, der mindestens eine Missbrauchstat begangen hat, wobei die "Tatbegehung mindestens plausibel" war. Bei anderen Studien – national wie international – lag diese Quote in der Regel deutlich höher, nämlich zwischen vier und fünf Prozent.
Die von Schneider ermittelte Zahl der tatverdächtigen Geistlichen im Bistum Würzburg liegt auch unter dem Ergebnis der bundesweiten MHG-Studie von 2018 zum Thema Missbrauch im Raum der katholischen Kirche. Darin ist von 62 beschuldigten Priestern und Diakonen die Rede. (KNA)
Weitere Berichterstattung folgt.