Schüller weist Klöckner-Kritik an politischen Kirchenstatements zurück

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller weist die Kritik von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) an politischen Positionierungen der Kirche zurück. Religiös motivierte Einmischung in politische und gesellschaftliche Diskurse unterliege keinen Denkverbote, schreibt Schüller in einer Reaktion auf Klöckner am Mittwoch auf Facebook. Klöckner hatte sich in einem Interview zuvor zwar eine starke Stimme der Kirche gewünscht, aber nur, wenn es um deren "Kernthemen" gehe. Sie halte es nicht immer für sinnvoll, "wenn Kirchen glauben, eine weitere NGO zu sein und sich zu Tagespolitik äußern".
Schüller betonte dagegen, dass religiöse Interventionen "im guten Sinne störend, parteinehmend" seien, wenn sie vom religiösen Bekenntnis her gefordert seien: "Religionen dürfen den politischen Alltag unterbrechen, haben einen prophetischen Auftrag. Religion ist immer Unterbrechung der scheinbaren innerweltlichen Plausibilitäten", so der Kirchenrechtler. "Wen das stört, der hat weder was von Religion noch von der Verfassung begriffen."
Religiöse Pflicht aus dem Evangelium
Schüller kritisierte, dass die Forderung nach politischer Zurückhaltung der Kirchen immer wieder aus demokratischen Parteien zu hören sei. Je nach Partei wünschten sich "die einen den Einsatz für das bedrohte Leben am Anfang und am Ende des Lebens, andere fordern von den Kirchen eine grundlegende Solidarität beim Kampf für Gerechtigkeit, wieder andere bei den Themen Schöpfung und Frieden". Zugleich verbiete man sich aber die Einmischung der Kirchen und anderer Religionsgemeinschaften, "wenn diese sich in politische und gesellschaftliche Debatten einbringen, bei denen diese Positionierungen nicht auf das Wohlgefallen der Parteien in der Sache stoßen".
Die Kirchen hätten aus dem Evangelium gespeist die religiöse Pflicht, sich für den Erhalt des Lebens und strukturell lebensfördernde Verhältnisse einzusetzen, "ob gelegen oder ungelegen". Der Kirchenrechtler betonte, dass die Kirchen für ihre Positionen aber auch Kritik einstecken können müssen: "Je konkreter die politische Frage und die damit einhergehende politische Positionierung der Kirchen ist, so gilt immer das bessere Argument, und die Kirchen können sich nicht auf einen Vorsprung an Expertise berufen." (fxn)