Ehemaliger Missbrauchsbeauftragter tritt zurück

Würzburger Missbrauchsstudie: Altbischof Hofmann räumt Fehler ein

Veröffentlicht am 14.04.2025 um 10:30 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Würzburg ‐ Die Würzburger Aufarbeitungsstudie stellt über Jahrzehnte Versäumnisse im Umgang mit Missbrauch fest. Der emeritierte Bischof Friedhelm Hofmann und der von ihm eingesetzte Missbrauchsbeauftragte sind die ersten, die persönlich Schritte folgen lassen.

  • Teilen:

Das Würzburger Missbrauchsgutachten führt zu ersten Entschuldigungen und einem Rücktritt. Der emeritierte Bischof von Würzburg, Friedhelm Hofmann, hat Fehler im Umgang mit Missbrauch eingeräumt, der von ihm eingesetzte Missbrauchsbeauftragte hat seine Mitgliedschaft im Domkapitel niedergelegt. Der amtierende Diözesanbischof Franz Jung hat bei einer Pressekonferenz anlässlich der Missbrauchsstudie am Montag Erklärungen der beiden Geistlichen verlesen.

Nach eingehender Lektüre des in der vergangenen Woche veröffentlichten Missbrauchsgutachtens für die Diözese müsse Hofmann selbstkritisch einräumen, dass in seiner Zeit als Diözesanbischof "Fehler gemacht wurden bei der Bearbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs", heißt es in seiner Erklärung. Gegenüber der Rechtsanwaltskanzlei, die die Studie angefertigt hat, hatte Hofmann angegeben, in seiner Amtszeit mit Missbrauchsfällen konfrontiert worden zu sein, die er als schmerzlich erlebt habe. Er habe "versucht, die Dinge von Anfang an aufzuklären, nichts unter den Teppich zu kehren", sei aber von seinem Generalvikar von den Fällen "abgeschirmt" worden.

Hofmann: Wäre als Bischof mehr gefordert gewesen

"Ich weiß, dass ich als Diözesanbischof immer die Letztverantwortung getragen habe, auch wenn ich im Einzelnen den Umgang mit den Fällen sexualisierter Gewalt meinem jeweiligen Generalvikar anvertraut habe", so Hofmann weiter. Er bitte um Entschuldigung für Fälle, "in denen Betroffenen kein ausreichendes Gehör geschenkt wurde, Hinweisen zu Übergriffen nicht schnell genug nachgegangen wurde und Täter nicht konsequent genug zur Rechenschaft gezogen wurden". Er bedauere das sehr und wisse heute, "dass ich hier als Bischof mehr gefordert gewesen wäre und hinter meiner Verantwortung zurückgeblieben bin".

Der von Hofmann eingesetzte Missbrauchsbeauftragte Heinz Geist, der dieses Amt von 2002 bis 2010 ausübte, räumte in seiner Erklärung "ein nicht immer den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz vom 26. September 2002 entsprechendes Vorgehen in den mir gemeldeten Fällen" ein. Das bedauere er. Er stelle sich daher seiner Verantwortung und verzichte als Konsequenz auf seine Mitgliedschaft im Domkapitel zu Würzburg, auf die Zelebration öffentlicher Gottesdienste und auf pastorale Veröffentlichungen. Bereits zuvor durfte Geist keine öffentlichen Gottesdienste mehr feiern.

Bischof Jung bezeichnete den Schritt von Geist als "bemerkenswertes Zeichen", das auch mit erheblichen finanziellen Einbußen verbunden sei. Zu Konsequenzen für Hofmann hinsichtlich seines öffentlichen priesterlichen Wirkens und seiner Altersbezüge äußerte sich Jung auf Nachfrage nicht.

Geist war von 1997 bis 2010 Personalchef der Diözese. Hofmann hatte ihn auf Empfehlung seines Generalvikars eingesetzt, da er eine Vertrauensstellung im Klerus genossen habe. "Ich dachte, er ist auch der Richtige im Umgang mit den Tätern. Damit auch hier das Väterliche im Umgang, was nicht verloren gehen darf, erhalten bleibt", wird Hofmann in der Studie zu der Personalie zitiert.

Das Würzburger Gutachten ermittelte für die Zeit von 1945 bis 2019 insgesamt 51 Beschuldigte, darunter 43 Geistliche. In der bundesweiten MHG-Studie ist bezogen auf das Bistum Würzburg von 62 beschuldigten Priestern und Diakonen die Rede, außerdem von 157 Betroffenen. Hier ist die Zahl des neuen Gutachtens mit 226 Betroffenen deutlich höher. Die Studienautoren stellten bei allen Bischöfen mit Ausnahme des amtierenden Franz Jung Versäumnisse im Umgang mit Taten und Verdachtsfällen fest. (fxn)

11 Uhr: Weitere Ausführungen von Jung zu Geist ergänzt.